Juveniles Glaukom

Kategorien: Grüner Star - GlaukomPublished On: 14. Februar 2024Von 6,5 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

juveniles glaukom

Einleitung

Juveniles Glaukom ist eine seltene, aber schwerwiegende Augenerkrankung, die vorwiegend im Kindesalter und bei Jugendlichen auftritt. Es handelt sich um eine Form des Glaukoms (Glaucoma), bei der ein erhöhter Augeninnendruck zur Schädigung der Sehnerven führt, was unbehandelt zu einem fortschreitenden Verlust des Sehvermögens, bis hin zur vollständigen Erblindung führen kann. Im Vergleich zu Glaukome im Erwachsenenalter, das meistens Menschen über 40 betrifft, ist die Häufigkeit des kindliche Glaukom deutlich seltener. Statistiken zeigen, dass nur ein kleiner Prozentsatz der Glaukomfälle bei Personen unter 20 Jahren diagnostiziert wird, was die Bedeutung einer aufmerksamen Beobachtung und frühzeitigen Diagnose unterstreicht, um langfristige visuelle Beeinträchtigungen zu vermeiden und die Prognose zu verbessern.

Risikofaktoren und Ursachen des juvenilen Glaukoms

Juveniles Glaukom (Grüner Star) kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, wobei genetische Faktoren und Mutationen eine bedeutende Rolle spielen. Es wird angenommen, dass Abnormalitäten in der Entwicklung des Auges, die den Abfluss von Kammerwasser behindern, zu einem erhöhten inneren Augendruck führen. Diese Fehlentwicklungen können erblich bedingt sein, was bedeutet, dass Kinder von Eltern mit Glaukom oder verwandten Augenerkrankungen ein höheres Risiko haben, selbst zu erkranken. Darüber hinaus können bestimmte genetische Störungen wie Neurofibromatose oder Sturge-Weber-Syndrom das Risiko für juveniles Glaukom erhöhen. Umweltfaktoren und Lebensstil spielen im Vergleich zu genetischen Faktoren eine weniger direkte Rolle, aber eine gesunde Ernährung und regelmässige Augenuntersuchungen können dazu beitragen, das Risiko zu minimieren und eine frühzeitige Diagnose zu fördern.

Symptome und Anzeichen des juvenilen Glaukoms

Die Symptome des juvenilen Glaukoms können variieren und sind oft schwer zu erkennen, besonders bei sehr jungen Kindern, die ihre Beschwerden möglicherweise nicht genau artikulieren können. Typischerweise treten die Symptome beidseitig auf, jedoch nicht immer in gleichem Maße. Bei Kindern über drei Jahren, die an einem infantilen Glaukom leiden, kann sich häufig eine Kurzsichtigkeit (Myopie) entwickeln, die fortschreitet.

Typische Symptome umfassen eine erhöhte LichtempfindlichkeitTränenbildung und ein auffälliges Vergrössern eines oder beider Augen, was auf einen erhöhten Augeninnendruck hindeutet. In fortgeschrittenen Fällen können Kinder über Sehstörungen wie verschwommenes Sehen oder sichtbare Sehfeldausfälle klagen. Es ist wichtig für Eltern und Betreuer, auf subtile Anzeichen wie das Reiben der Augen, häufiges Blinzeln oder das Vermeiden von hell beleuchteten Umgebungen zu achten, da diese auf ein mögliches Problem hinweisen können.

Diagnoseverfahren

Die Diagnostik des juvenilen Glaukoms beginnt in der Regel mit einer umfassenden augenärztlichen Untersuchung, die darauf abzielt, den Augeninnendruck zu messen und den Zustand des Sehnervs zu beurteilen. Moderne bildgebende Verfahren wie die optische Kohärenztomographie (OCT) können dabei helfen, feine Schäden am Sehnerv zu erkennen, die mit dem blossen Auge nicht sichtbar sind. Spezialisierte Tests wie die Gonioskopie ermöglichen es dem Augenarzt, den Kammerwinkel zu untersuchen und Abnormalitäten zu identifizieren, die den Abfluss des Kammerwassers beeinträchtigen könnten. Diese umfassenden Diagnoseverfahren sind entscheidend, um die Art des Glaukoms zu bestimmen und die effektivste Behandlungsstrategie zu entwickeln.

Differentialdiagnosen

Bei der Diagnose des juvenilen Glaukoms ist es wichtig, andere Krankheiten , die ähnliche Symptome aufweisen können, auszuschliessen. Diese sogenannten Differentialdiagnosen umfassen eine Reihe von Augen- und systemischen Krankheiten, die ähnliche Anzeichen wie das juvenile Glaukom zeigen können, aber unterschiedliche Behandlungsansätze erfordern. Hier sind einige der wichtigsten Differentialdiagnosen:

Kongenitales Glaukom

Obwohl das juvenile Glaukom typischerweise Kinder und Jugendliche betrifft, ist es wichtig, es vom kongenitalen Glaukom zu unterscheiden. Das kongenitale Glaukom das bereits bei der Geburt oder in den ersten Lebensjahren auftritt. Das angeborene Glaukom ist oft durch Symptome wie Tränen, Buphthalmus (Vergrößerung des Augapfel), Lichtscheu und Trübungen der Hornhaut gekennzeichnet und die Behandlung eines angeborenen Glaukoms ist anders als die, des juvenilen Glaukoms.

Uveitis

Uveitis, eine Entzündung der Uvea im Auge, kann Symptome wie RötungSchmerzen, Lichtscheu und verschwommenes Sehen verursachen, ähnlich wie beim juvenilen Glaukom. Da Uveitis eine zugrunde liegende systemische Krankheit haben kann, ist eine sorgfältige Untersuchung und Behandlung der Ursache wichtig.

Angeborene Hornhauttrübungen

Angeborene Hornhauttrübungen können bei Neugeborenen und kleinen Kindern zu einer vergrösserten Erscheinung des Auges führen und damit das juvenile Glaukom imitieren. Diese Trübungen können durch verschiedene Ursachen wie genetische Krankheiten, Infektionen oder Entwicklungsanomalien bedingt sein.

Retinoblastom

Das Retinoblastom ist ein vereinzelter, maligner Tumor der Netzhaut, der hauptsächlich bei Kindern auftritt. Es kann Symptome wie eine weisse Pupille (Leukokorie) und Sehstörungen verursachen. Obwohl es sich um eine ernsthafte Krankheit handelt, ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung entscheidend für das Überleben und die Erhaltung des Sehvermögens.

Retinopathie der Frühgeborenen

Bei Frühgeborenen kann eine unvollständige Entwicklung der Netzhautgefässe zu einer Retinopathie der Frühgeborenen führen, die zu Sehstörungen und in schweren Fällen zu Blindheit führen kann. Obwohl es sich primär um eine Krankheit der Netzhaut handelt, können einige Symptome denen des juvenilen Glaukoms ähneln.

Okuläres Trauma

Verletzungen des Auges können zu Symptomen führen, die denen des juvenilen Glaukoms ähnlich sind, einschliesslich Schmerzen, erhöhtem Augeninnendruck und Sehstörungen. Die Anamnese eines Traumas kann bei der Diagnose hilfreich sein.

Peters-Anomalie

Diese seltene angeborene Erkrankung ist durch Hornhauttrübung und Anomalien der vorderen Augenkammer charakterisiert. Sie kann mit Glaukom und anderen Augenfehlbildungen assoziiert sein und erfordert eine sorgfältige augenärztliche Untersuchung.

Um zwischen diesen und anderen möglichen Krankheiten zu unterscheiden, sind eine detaillierte Anamnese, eine gründliche klinische Untersuchung und spezialisierte diagnostische Tests erforderlich. Bildgebende Verfahren, Labortests und genetische Untersuchungen können ebenfalls zur Bestätigung der Diagnose und zum Ausschluss anderer Krankheiten beitragen. Eine korrekte Diagnose ist entscheidend für die Einleitung einer angemessenen Behandlung und die Minimierung der langfristigen Auswirkungen auf das Sehvermögen des Patienten.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung des juvenilen Glaukoms in der Augenheilkunde zielt darauf ab, den Augeninnendruck zu senken und so eine Schädigung des Sehnervs vorzubeugen. Die Behandlung kann medikamentöse Therapien umfassen, bei denen Augentropfen oder orale Medikamente eingesetzt werden, um die Produktion von Kammerwasser zu reduzieren oder die Abflussstörung zu verbessern. In Fällen, in denen Medikamente nicht ausreichend wirksam sind oder bei denen anatomische Probleme den Kammerwasserabfluss behindern, können operative Eingriffe erforderlich sein. Chirurgische Optionen in der Augenklinik reichen von minimal-invasiven Laserbehandlungen, die den Kammerwasserabfluss verbessern, bis hin zu traditionelleren chirurgischen Verfahren, die einen neuen Abflussweg für das Kammerwasser schaffen, wie die Goniotomie und die Trabekulotomie. Bei der Goniotomie erfolgt die Einführung einer Kanüle in die Vorderkammer, während bei der Trabekulotomie eine Verbindung zwischen dem Schlemm-Kanal und der Vorderkammer hergestellt wird. Regelmässige Nachsorgeuntersuchungen sind entscheidend, um die Wirksamkeit der Behandlung zu bewerten und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.

Vorbeugung und Langzeitmanagement

Obwohl es keine garantierte Methode zur Verhütung des juvenilen Glaukoms gibt, ist eine frühzeitige Erkennung und Behandlung entscheidend, um das Sehvermögen zu bewahren und die Lebensqualität der betroffenen Kinder zu verbessern. Familien mit einer Vorgeschichte von Glaukom oder anderen Augenerkrankungen sollten besonders wachsam sein und regelmässige augenärztliche Untersuchungen für ihre Kinder in Betracht ziehen. Für diejenigen, die bereits an juvenilen Glaukom erkrankt sind, ist ein kontinuierliches Management durch regelmässige Überwachung des Augeninnendrucks und Anpassungen der Behandlung bei Bedarf erforderlich, um den bestmöglichen Sehstatus zu erhalten.

Fazit: Juveniles Glaukom

Das Glaukom im Kindesalter stellt eine ernsthafte Herausforderung dar, die eine frühzeitige und sorgfältige medizinische Betreuung erfordert. Die Seltenheit der Krankheit und die oft subtilen Symptome können die Diagnose erschweren, aber mit aufmerksamer Beobachtung, modernen diagnostischen Methoden und einer Reihe von Behandlungsoptionen können viele der negativen Auswirkungen dieser Erkrankung minimiert werden. Durch frühzeitige Intervention und engagiertes Langzeitmanagement können Kinder mit juvenilen Glaukom ein erfülltes Leben mit guter Sehqualität führen.

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