Augenschmerzen

Kategorien: AugenentzündungPublished On: 21. Mai 2022Von 6,8 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

Augenschmerzen

Wie andere Körperteile können auch Augen schmerzen. In den meisten Fällen sind die Ursachen harmlos. Manchmal können Augenschmerzen aber auch auf eine ernste Erkrankung hindeuten, die das Auge auf lange Sicht schädigen kann.

Was bedeuten Augenschmerzen?

Der Terminus Augenschmerzen, fachsprachlich Ophthalmalgia, beschreibt verschiedene Beschwerden im Bereich des Auges. Die Schmerzen können stark oder subtil sein und sowohl einseitig (unilateral) als auch beidseitig (bilateral) auftreten.

Schmerzen am Auge werden in zwei Kategorien unterteilt: okulare und orbitale Augenschmerzen. Erstere betreffen die Augenoberfläche, während Letztere innerhalb der Augenhöhle empfunden werden.

Zumeist handelt es sich bei Schmerzen im Bereich der Augen um ein Symptom, nicht um eine Krankheit an sich. Dennoch ist es besser, sie nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Welche Augenkrankheiten können zu Augenschmerzen führen?

Augen können von verschiedenen Erkrankungen betroffen sein, zu deren Begleitsymptomen dann auch Augenschmerzen zählen. Eine genaue Schilderung der Krankengeschichte kann wichtige Hinweise auf den möglichen Auslöser liefern. Haben sich die Schmerzen langsam über Tage, Wochen oder Monate entwickelt oder sind sie plötzlich (akut) aufgetreten? Wie fühlen sich die Schmerzen an? Treten sie ständig auf oder nur zu bestimmten Zeiten? Ferner können die Häufigkeit, die Dauer und die Intensität bei der Ursachenfindung helfen.

In vielen Fällen resultieren die Augenschmerzen aus Erkrankungen wie:

Entzündung der Bindehaut (Fremdkörper- oder Sandkorngefühl im Auge, Rötung, Juckreiz, Sekretabsonderung),
• Entzündung der Hornhaut (Fremdkörpergefühl, erhöhte Lichtempfindlichkeit, Blendung, tränende Augen, verminderte Sehschärfe, Sekretion),
Skleritis und Uveitis (Augenrötung, vermehrter Tränenfluss, erhöhte Lichtempfindlichkeit, Blendung, Sehstörungen),
Grüner Star (Glaukomanfall; erhöhter Augeninnendruck, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerz, reduzierte Sehschärfe),
• Augenliderkrankungen (Gerstenkorn (Hordeolum), Sandkorn- oder Druckgefühl, Lidschwellung, Lidrötung, Absonderung von Flüssigkeiten (klar oder trüb), verschwommenes Sehen),
• Erkrankungen der Tränenorgane (Schwellung, Rötung, vermehrter Tränenfluss)
• Allergien (Brennen und Jucken, Augenrötung, vermehrtes Tränen),
• ungenügend oder nicht korrigierte Fehlsichtigkeit (verschwommenes Sehen in Nähe und/oder Ferne, Kopfschmerzen beim Lesen),
• Augenhöhlenerkrankung (hervortretende, trockene Augen, Doppelbilder, Augenbewegungsschmerzen, Lidschwellungen),
• Herpes-Infektion (Fremdkörpergefühl, Kribbeln am Augenrand, Lichtempfindlichkeit und Erkältungssymptome).

Wann muss ich zum Augenarzt?

Bestehen die Augenschmerzen über längere Zeit, ohne dass eine Besserung eintritt, ist ein Besuch beim Augenarzt angezeigt. In folgenden Fällen sollte unverzüglich ein Arzt kontaktiert werden:

• sehr starke Schmerzen,
• plötzliches Stechen im Auge,
• Verletzungen (Blendung, Verblitzung, Fremdkörper oder Verätzung),
• Augenrötung und Kopfschmerzen
• reduzierte Sehschärfe bzw. (vorübergehende) Blindheit,
• Sekretion von trüber Flüssigkeit oder verklebte Augen,
• Hautveränderungen, z. B. Bläschen an den Augenlidern,
• Lichtempfindlichkeit und Blendung,
• Sehen von Lichthöfen um Lichtquellen,
• Hervortreten des Auges aus der Augenhöhle („Glubschaugen“, med.: Exophthalmus),
• geschwollene und gerötete Augenlider.

allen Augenbewegungen schwer oder lässt sich das Auge nicht mehr in alle Richtungen bewegen, ist das ebenfalls ein Anlass für einen Arztbesuch. Gleiches gilt für Augenschmerzen in Zusammenhang mit starker Ermüdung, Fieber, Schüttelfrost oder Muskelschmerzen.

Wie läuft die Untersuchung am Auge ab?

Am Anfang der augenärztlichen Untersuchung steht die Anamnese, bei der sich der Arzt nach den genauen Beschwerden und etwaigen Vorerkrankungen erkundigt. Dabei stellt er Fragen wie:

• Seit wann treten die Augenschmerzen auf?
• Schmerzen beide Augen oder nur eines?
• Handelt es sich eher um ein Stechen, Pochen, Brennen oder Piksen?
• Wo genau schmerzt es?
• Schmerzt das Auge beim Bewegen des Augapfels?
• Gibt es zusätzliche Symptome wie Fieber oder Übelkeit?
• Ist die Lichtempfindlichkeit erhöht?
• Traten die Beschwerden schon vorher auf?
• Könnte ein Fremdkörper der Grund für die Schmerzen sein?
• Hat sich die Sehkraft verändert?
• Liegen andere Erkrankungen vor?

Der Anamnese folgt eine körperliche Untersuchung. Hierbei achtet der Arzt auf Veränderungen am Auge, den Augenlidern und der Augenhöhle. Ausserdem überprüft er die Reaktion der Pupillen. Weitere Untersuchungsmethoden zur Abklärung schmerzender Augen sind:

Sehtest,
• Spaltlampen-Untersuchung,
• Gesichtsfelduntersuchung,
• Allergietest (bei entsprechendem Verdacht),
• Abstrich aus dem Auge (wenn eine Infektion Ursache für den Schmerz sein könnte, wie z. B bei dem Gerstenkorn).

Gegebenenfalls kommen auch bildgebende Verfahren wie die Computertomografie (CT) oder die Magnetresonanztomografie (MRT) zur Anwendung, um die Ursache für die Augenschmerzen zu finden.

Welche anderen Erkrankungen kommen als Auslöser für Augenschmerzen infrage?

Über Nervenfasern stehen die Augen in ständiger Verbindung mit anderen Strukturen des Körpers. Kommt es zu einer Reizung innerhalb der Nervenbahnen, kann sich das in Augenschmerzen äussern. Häufig ist das beispielsweise bei Migräneattacken der Fall, aber auch bei neurologischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Migräne oder Spannungskopfschmerz. Überdies können Infektionen im Bereich des Sehnervs Schmerzen in den Augen verursachen, zum Beispiel:

• Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis),
• Entzündung der Schläfenarterie (Arteriitis temporalis).

Aufgrund ihrer anatomischen Nähe zu den Augen können auch Erkrankungen der Zähne und des Kiefers sowie des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs Augenschmerzen auslösen. Nicht selten ist eine Reizung oder Überanstrengung der Augen der Grund, beispielsweise durch:

• lange Arbeit am Bildschirm,
• schlecht angepasste Brillen,
• Tragen von Kontaktlinsen,
• UV-Strahlung oder
• Zugluft.

Wie werden Augenschmerzen effektiv behandelt?

Die Art der Behandlung richtet sich nach der Ursache der Augenschmerzen. Eine ausgeprägte Entzündung kann beispielsweise mit Kortison behandelt werden. Kurzzeitig können dabei auch schmerzlindernde Medikamente zur Anwendung kommen. Liegt eine bakterielle Infektion vor, verschreibt der Augenarzt antibiotische Tropfen, die lokal wirken.

Bei einer Entzündung der Regenbogenhaut oder der Hornhaut werden häufig pupillenerweiternde Tropfen mit dem Wirkstoff Cyclopentolat verschrieben. Diese verhindern, dass die beteiligten Gewebeschichten miteinander verkleben. Werden die Augenschmerzen durch eine Virusinfektion verursacht, bedarf es eines virushemmenden Mittels wie Aciclovir, das es in Form von Salben und Tropfen gibt.

Wird eine Allergie als Auslöser für das Augenleiden festgestellt, kann in bestimmten Fällen eine spezifische Immuntherapie helfen. Anderenfalls bleibt nur, die Allergene zu meiden. Ist das nicht möglich, beispielsweise bei einer Pollenallergie, können die Symptome auch medikamentös gelindert werden. Hierzu verordnet der Arzt Antihistaminika in Form von Augentropfen oder Tabletten.

Manche Auslöser von Augenschmerzen lassen sich nur operativ behandeln. Hierzu gehört zum Beispiel der Grüne Star (Glaukom), sofern eine medikamentöse Behandlung nicht ausreicht. Ist hingegen eine Brille mit falscher Sehstärke Grund für die Schmerzen im Auge, sollte diese neu angepasst werden. Löst das Tragen von Kontaktlinsen die Schmerzen aus, empfiehlt es sich, für einige Tage auf diese Art der Sehhilfe zu verzichten und die Augen zu schonen.

Welche Möglichkeiten zur Selbstbehandlung gibt es?

Manchmal ist es möglich, selbst etwas gegen Augenschmerzen zu tun. Ist beispielsweise ein oberflächlicher Fremdkörper die Ursache, kann dieser mit einem sauberen, nicht fusselnden Tuch aus dem Auge gewischt werden. Nach einem Kontakt mit Chemikalien oder Giftstoffen müssen die Augen unverzüglich mit klarem Wasser gespült werden. Ausnahme: ätzender Kalk. Hier würde Wasser die Situation verschärfen.

Hausmittel können ebenfalls helfen, schmerzende Augen zu beruhigen. Dafür lassen sich beispielsweise kühle Kompressen nutzen, die in ein sauberes Baumwolltuch eingewickelt und auf die Augen gelegt werden. Einen ähnlichen Effekt haben Körnerkissen oder Kühlpacks, die vorab im Gefrierfach gekühlt wurden.

Bei leichten Reizungen, Bindehautentzündungen und Schwellungen können spezielle Augen-Tees zur Anwendung kommen. Zum Beispiel wirkt Tee aus Augentrost antibakteriell, entzündungshemmend und schmerzlindernd. Wichtig ist, den Tee für Verwendung direkt am Auge nochmals zu filtern, um alle Schwebeteilchen zu entfernen. Hierzu reicht ein einfacher Kaffeefilter.

Beruhen die Augenschmerzen auf einer Überanstrengung, sind Entspannung und Ruhe wichtig. Fernsehen und Lesen sollten ebenso vermieden werden wie das Arbeiten am Computer. Stattdessen empfehlen sich Entspannungsübungen wie das bewusste Ansehen von Dingen in unterschiedlichen Entfernungen (Augen jeweils scharfstellen).

Die Selbstbehandlung hat ihre Grenzen. Halten die Beschwerden über längere Zeit an oder werden schlimmer statt besser, ist der Augenarzt der richtige Ansprechpartner.

Fazit: Augenschmerzen können auch gefährlich sein

In den meisten Fällen haben Augenschmerzen eine harmlose Ursache. Es kann aber auch eine ernste Grunderkrankung vorliegen, die einer möglichst raschen ärztlichen Behandlung bedarf. Ein Besuch beim Augenarzt ist spätestens dann angeraten, wenn es immer wieder Probleme mit den Augen gibt oder plötzlich besonders starke Augenschmerzen auftreten.

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