Doppelbilder (Diplopie): Symptome, Ursachen und Therapie

Kategorien: SehproblemePublished On: 15. März 2022Von 6,4 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

doppelbilder im straßenverkehr

Das Sehen von Doppelbildern (Diplopie) ist eine der häufigsten Formen der Sehstörungen, welche allerdings harmlos ist. Allerdings gibt es auch Fälle, in welchem eine ernsthafte Grunderkrankung dafür verantwortlich ist.

 

Was ist Diplopie?

 

Die Diplopie ist eine Sehstörung, bei welcher Doppelbilder wahrgenommen werden. Ein betrachtender Gegenstand wird als zwei verschobene Gegenstände wahrgenommen. Das hat den Hintergrund, da die Augenpositionen genau diesen Abstand haben. Der Gegenstand wird bei der Diplopie aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln angesehen. Es ist nicht so, dass sich das Bild in eine Richtung (waagrecht oder senkrecht) verzerrt.

 

Bei Diplopie ist somit die Koordination der Augen gestört, wobei die Bilder nicht mehr korrekt zusammengefügt werden. Die Ursachen können vielfältig sein, aber meistens hat dies eine harmlose Ursache mit sich. Andererseits könnte es auch ein Hinweis sein, dass eine ernst zu nehmende Erkrankung vorliegt.

 

Wie entstehen Doppelbilder (Doppeltsehen)?

 

Oftmals hat es harmlose Gründe, dass plötzlich Doppelbilder wahrgenommen werden. Das ist nach einer langen Bildschirmarbeit, bei Müdigkeit, Stresssituationen oder auch bei hohem Alkoholkonsum nicht ungewöhnlich. Es kann aber auch eine Grunderkrankung vorliegen, wodurch Doppelbilder ausgelöst werden. Die Entstehung von Doppelbilder können grundsätzlich von zwei verschiedene Arten von Veränderungen begünstigt werden. Es können Erkrankungen von Teilen des optischen Apparates wie der Linse (Katarakt) oder aber auch der Hornhaut (Keratokonus) sein.
Grundsätzlich unterscheiden Ärzte zwischen monokulare und binokulare Doppelbilder.

 

Monokulare Doppelbilder

 

Monokulare Doppelbilder betreffen stets ein Auge, dies verrät bereits der Name. „Mono“ ist lateinisch und steht für „einzig“ oder „einzeln“ und „oculus“ steht für Auge und stammt aus dem Griechischen. Die monokularen Doppelbilder bleiben somit auch dann bestehen, wenn ein Auge abgedeckt wird.

 

Bei dieser Art ist das Problem, dass der Augapfel auf Licht reagiert. Für gewöhnlich ist es so, dass Hornhaut und Augenlinse zusammen dafür sorgen, dass die ins Auge einfallenden Lichtstrahlen gebündelt werden und sich auf einen Punkt auf der Netzhaut vereinen. Bei diversen Augenerkrankungen ist dies nicht der Fall, wie etwa bei:

 

  • Trockenem Auge
  • Verlagerung der Linse
  • Trübungen der Linse
  • Hornhautverkrümmung
  • Kurz- oder Weitsichtigkeit
  • Netzhauterkrankungen

 

Binokulare Doppelbilder

 

Das Binokulare sehen ist für das räumliche Sehen verantwortlich. Bei einer Binokularen Sehstörung sind beide Augen betroffen, hierbei steht „bi“ lateinisch für „zwei“. Die Patienten sehen dies nur dann, wenn beide Augen geöffnet sind. Sofern ein Auge geschlossen ist, verschwindet das Doppelbild unverzüglich. Normalerweise nimmt jedes Auge einen betrachteten Gegenstand aus einem anderen Blickwinkel wahr, wodurch zwei Bilder entstehen, die sich überlappen. Das Gehirn fügt diese im Normalfall zu einem räumlichen Gesamtbild zusammen. Durch einen Sehfehler kann die Differenz zwischen beiden Seheindrücken zu groß sein, sodass das Gehirn diese Informationen nicht mehr zusammenfügen kann.

 

Doppelbilder treten immer dann bei beiden Augen auf, wenn die Augen nicht parallel ausgerichtet sind. Das Gehirn kann in diesen Fällen die Seheindrücke nicht mehr vollständig zusammenführen. Der Abstand zum normalen Bild kann möglicherweise auch nach Blickrichtung variieren.

 

Binokulare Doppelbilder entstehen also immer dann, wenn die Augenmuskeln nicht mehr korrekt arbeiten können. Das ist nach einer anstrengenden Situation immer der Fall, wie etwa bei Schlafmangel, einer viel zu langen Zeit vor einem Bildschirm oder auch bei hohem Alkoholkonsum. In diesen Fällen verschwinden die Doppelbilder allerdings schnell wieder.

 

Allerdings gibt es auch diverse Augenerkrankungen, welche dafür verantwortlich sein können. Hierzu zählen unter anderem auch:

 

  • Schielen (Strabismus)
  • Erkrankungen der Augenmuskeln
  • Entzündungen der Augenmuskeln
  • Tumorerkrankungen
  • Hirntumor
  • Schlaganfall
  • Lähmungen der Hirnnerven

 

Welche Symptome entstehen bei Doppelbildern?

 

Bei der Diplopie ist es für gewöhnlich so, dass ein Gegenstand doppelt oder unscharf wahrgenommen wird, dabei wird der Gegenstand entweder waagrecht oder senkrecht „verzerrt“ erneut wahrgenommen. Diese Symptome treten entweder schleichend oder plötzlich auf.

 

Sollten weitere Symptome entstehen, wie etwa hervortretende Augen oder schmerzen bei Augenbewegungen, dann sollte schnellstmöglich ein Augenarzt konsultiert werden. Dies ist auch dann der Fall, wenn geschwollene oder hängende Augenlider und ein sichtbares Schielen auffallen.

 

Symptome, welche auf eine schwerwiegende Ursache hindeuten:

 

  • Hängen des Oberlides
  • Lidschwellungen
  • Störungen bei Augenbewegung
  • Hervortretende Augen
  • Schmerzen bei Augenbewegungen

 

All das bezieht sich stets auf die Augen, aufgrund der Symptomatik sind aber weitere Auswirkungen möglich. Ein verschwommenes Sehen ist wahrscheinlich, genauso wie auch Kopfschmerzen, Schwierigkeiten beim Lesen, unsicherer Gang und die Einschätzung von Tiefen und Höhen ist nicht mehr möglich. Patienten greifen häufig auch daneben oder stossen sich.

 

Wie erfolgt die Diagnose?

 

Das Doppeltsehen ist eine häufige Sehstörung, welche von selbst auch verschwinden kann. Allerdings gibt es auch Fälle, in welchem sich dies nicht legt, sondern durch eine andere Erkrankung ausgelöst wird. Dann sollte ein Augenarzt aufgesucht werden.

 

Wenn zusätzlich weitere Beschwerden, wie etwa Augenschmerzen, hervortretende Augen, Kopfschmerzen, Lähmungen im Gesicht, Probleme beim Sprechen und Schlucken oder auch Inkontinenz auftritt, dann sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.

 

Bei der Diagnosestellung wird zuerst die Sehfähigkeit untersucht, mitsamt der Augenbeweglichkeit und Augenstellung. Eine Abklärung in welcher Blickrichtung die Doppelbilder auftreten, ist ebenso notwendig. Zusätzlich werden diverse Fragen gestellt, um eine mögliche Ursache identifizieren zu können.

 

Mit einer Spaltlampe kann das Augeninnere vergrössert dargestellt werden, so lässt sich das Auge auf Vergrösserungen untersuchen. Die Untersuchung mit einer Spaltlampe ist schmerzfrei, denn es handelt sich um eine Art Mikroskop mit Beleuchtung.

 

Weitere Untersuchungen könnten nötig sein

 

Damit eine sichere Diagnose erfolgen kann, können weitere Untersuchungen nötig sein. Es gibt dafür bildgebende Verfahren, wie etwa die Computertomografie. Veränderungen der Augenhöhe, Gehirns oder des Schädels werden damit sichtbar und können ein Indiz für eine Erkrankung sein.

 

Bei einem weiteren Verdacht auf eine Erkrankung wird ein Facharzt hinzugezogen. Es könnte sein, dass die Doppelbilder auch durch die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) entstehen oder aber auch durch eine andere Allgemeinerkrankung, wie etwa einer Durchblutungsstörung – dann wird an einen Internisten überwiesen.

 

Behandlung bei monokularen Doppelbildern

 

Bei monokularen Doppelbildern liegt meistens eine Augenerkrankung vor, welche ein Augenarzt entsprechend behandeln muss. Es können diverse Ursachen dafür verantwortlich sein, wie etwa die Hornhautverkrümmung, bei welcher eine Laserbehandlung stattfinden könnte, um ein scharfes Bild wiederherzustellen. Bei einer Fehlsichtigkeit wird die Sehhilfe entsprechend angepasst und bei einem trockenen Auge werden Augentropfen verschrieben.

 

Behandlung bei binokularen Doppelbildern

 

Wenn binokulare Doppelbilder entstehen, dann liegt keine Augenerkrankung vor, sondern eine Grunderkrankung. Je nach Ursache dessen wird eine individuelle Therapie verschrieben, sobald diese erfolgt ist, werden die Doppelbilder verschwinden.

 

Bekannte Grunderkrankungen, welche dies auslösen können, sind unter anderem Durchblutungsstörungen, Migräne und Multiple Sklerose sowie Schilddrüsenerkrankungen. Die Auswirkungen auf das Sehen werden massgeblich reduziert nach den ersten Tagen.

 

Sollten die Doppelbilder plötzlich entstehen mitsamt Schmerzen oder Lähmungen, dann liegt womöglich eine ernsthaftere Erkrankung zugrunde, welche sofort mit einem Arzt abgeklärt werden sollte.

 

Kann die Diplopie vorgebeugt werden?

 

Eine Diplopie kann vorgebeugt werden, dies richtet sich aber aufgrund der Vielfältigkeit nach der Grunderkrankung. Die Diplopie kann in etwa durch Bluthochdruck oder durch Diabetes ausgelöst werden, somit ist eine gesunde Lebensweise massgeblich. Zugleich sollte auf ausreichend Schlaf und wenig Stress geachtet werden.

 

Zu den Auslösern zählt aber auch das Schielen, dies ist prinzipiell zu vermeiden. Entsprechend muss eine Fehlsichtigkeit rechtzeitig korrigiert werden, indem die verschriebene Sehhilfe auch getragen wird.

 

Quellen

 

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