Netzhautablösung

Kategorien: NetzhautproblemePublished On: 29. März 2022Von 9,3 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

netzhautabloesung

Was ist die Netzhaut?

Die Netzhaut befindet sich am Augenhintergrund. Sie wird auch als Retina bezeichnet und kleidet den Augapfel praktisch von innen aus. Hauptaufgabe der Retina ist es, Sehinformationen zu verarbeiten und weiterzuleiten. Ist die Netzhaut gestört, kommt es daher zu einer Beeinträchtigung der Sehkraft.

Die Netzhaut im menschlichen Auge ist nur etwa 0,1 bis 0,5 Millimeter dick und besteht aus zwei Die Netzhaut im menschlichen Auge ist nur etwa 0,1 bis 0,5 Millimeter dick und besteht aus zwei Schichten. In der ersten Schicht befinden sich die Nervenzellen. Die zweite Schicht, die sich näher am Augenhintergrund befindet, ist etwas dunkler gefärbt und wird daher als Stratum pigmentosum bezeichnet. Zwischen diesen beiden Schichten befindet sich ein winziger Spalt, der mit Flüssigkeit gefüllt ist.

Da hier ein gewisser Unterdruck herrscht, werden die beiden Schichten sozusagen angesaugt. Klappt das nicht mehr, spricht man von einer Ablösung der Netzhaut von ihrer Versorgungsschicht, dem retinalen Pigmentepithel (RPE). So problematisch ist diese deshalb, weil beide Schichten voneinander abhängig sind. Die oberste Schicht versorgt die darunter liegenden Nervenzellen. Ist keine Verbindung mehr zwischen den beiden Zellen vorhanden, können die Nervenzellen absterben und die typischen Sehstörungen einer Netzhautablösung entstehen.

Wie entsteht die Netzhautablösung und welche Formen gibt es?

Bei einer Netzhautablösung lösen sich die inneren Anteile von ihrer Versorgungsschicht. Eine Bei einer Netzhautablösung lösen sich die inneren Anteile von ihrer Versorgungsschicht. Eine Netzhautablösung stellt einen medizinischen Notfall dar und muss unverzüglich behandelt werden. Unbehandelt kann sie schlimmstenfalls zur Erblindung führen.

In den meisten Fällen ist der sogenannte Glaskörper im Auge an einer Ablösung der Netzhaut beteiligt. Der Grund: Er drückt die Netzhaut an den Augenhintergrund und verhindert so, dass sich beide Schichten der Netzhaut voneinander trennen. Funktioniert der Glaskörper nun in irgendeiner Form nicht mehr richtig, kann sich das ebenso auf die Netzhaut auswirken.

Grundsätzlich unterscheidet man folgende Formen der Netzhautablösung:

  • rhegmatogene (rissbedingte) Ablösung der Netzhaut
  • traktive (zugkraftbedingte) Ablösung der Netzhaut
  • exsudative (flüssigkeitsbedingte) Ablösung der Netzhaut

Die mit Abstand häufigste Form ist die rissbedingte Ablösung der Netzhaut. Bei dieser Form dringt aus dem Augapfel Flüssigkeit durch einen winzigen Riss in der Netzhaut zwischen die beiden Netzhautschichten. Der obere Teil der Netzhaut hebt sich dadurch und stirbt irgendwann ab. Risse in der Netzhaut entstehen sehr häufig durch Schädigungen des Glaskörpers. Nicht jeder Riss führt allerdings zwangsweise zu einer Ablösung der Netzhaut.

Bildet sich krankhaftes Gewebe im Inneren des Auges, kann es zu einer zugkraftbedingten Netzhautablösung kommen. Diese Erkrankung tritt recht häufig bei einer Diabetischen Retinopathie oder nach einer Operation des Grauen Stars auf. Tritt hingegen aus der unter der Netzhaut befindlichen Aderhaut Flüssigkeit aus, spricht man von einer flüssigkeitsbedingten Ablösung der Netzhaut. Diese Flüssigkeit tritt ebenso wie bei der rissbedingten Netzhautablösung zwischen die beiden Netzhautschichten und bewirkt ein Ablösen der oberen Schicht.

Möglich ist es ebenso, dass eine Kombination der vorgenannten Formen der Netzhautablösung auftritt. In diesem Fall spricht man von einer traktionsbedingt-rhegmatogenen Ablösung der Netzhaut. Dabei entstehen sowohl ein Riss in der Netzhaut als auch ein Zug von Bindegewebesträngen innerhalb des Auges. Diese spezielle Form der Netzhautablösung beobachtet man besonders häufig bei Diabetikern.

Risikofaktoren

In der medizinischen Fachsprache wird die Netzhautablösung als Ablatio retinae bezeichnet. Es handelt sich um eine Erkrankung, die sehr selten auftritt. Betroffen sind in der Regel stark kurzsichtige Menschen, deren Kurzsichtigkeit bei über sechs Dioptrien liegt. Bei Kurzsichtigen ist der Augapfel zu lang. Dadurch steht die Netzhaut unter Spannung und kann einfacher reissen. Circa sieben Prozent aller an Kurzsichtigkeit leidenden Patienten sind daher von einer Netzhautablösung betroffen. Die Altersgruppe der 50- bis 70-jährigen ist von der Erkrankung besonders häufig betroffen. Auch kann man beobachten, dass es wohl einen familiären Zusammenhang gibt und die Erkrankung vererbbar ist.

Darüber hinaus gibt es einige weitere Risikofaktoren, welche eine Ablösung der Netzhaut begünstigen

Darüber hinaus gibt es einige weitere Risikofaktoren, welche eine Ablösung der Netzhaut begünstigen können. Recht häufig tritt diese zum Beispiel nach einer Operation am Grauen Star auf. Auch wiederholte Entzündungen erhöhen das Risiko für eine Ablösung der Netzhaut. Wer an Augenerkrankungen wie der diabetischen Retinopathie, Morbus Coats oder Frühgeborenenretinopathie leidet, zählt ebenso zu den Risikopatienten. Regelmässige Untersuchungen beim Augenarzt werden dann empfohlen, um eine mögliche Ablösung der Netzhaut rechtzeitig zu erkennen. Weiterhin kann eine solche nach unfallbedingten Verletzungen auftreten.
Risikofaktoren für die Entstehung eines Lochs in der Netzhaut können auch Fälle in der Familie (Vererbung), hohe Kurzsichtigkeito der vergangene Kataraktoperationen sein.

Symptome der Netzhautablösung

Die Symptome sind sehr vielfältig. Häufig klagen betroffene Patienten über Sehstörungen und nehmen Lichtblitze wahr. Diese Blitze werden meist in dunkler Umgebung beobachtet. Eine verzerrte Sicht zählt zu den klassischen Symptomen der Erkrankung Ablatio retinae. Auch die sogenannten „Fliegenden Mücken“ sind typische Symptome: Patienten erkennen schwarze, sich bewegende Punkte. Diese werden durch kleine Risse in der Netzhaut ausgelöst. Das Skotom, also der Gesichtsfeldausfall, ist ein weiteres Symptom, das in Verbindung mit einer Netzhautablösung auftreten kann. Ist das Sehvermögen in bestimmten Bereichen komplett eingeschränkt, deutet das auf eine bereits fortgeschrittene Ablösung der Netzhaut hin. Es handelt sich bei einem Gesichtsfeldausfall also um ein Alarmsignal, das auf eine akute Netzhautablösung hindeutet. In diesem Fall muss unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden!

Natürlich müssen nicht alle vorgenannten Symptome auftreten. Es kann sogar sein, dass die Ablösung der Netzhaut zunächst komplett ohne Beschwerden verläuft. Bei einer beginnenden Ablösung der Netzhaut am Rand machen sich häufig keine Symptome bemerkbar. Wie ausgeprägt die Symptome bei einer Netzhautablösung sind, hängt also vor allem davon ab, welche Stelle der Netzhaut betroffen ist. Die Netzhaut verfügt zum Beispiel über einen „Ort des schärfsten Sehens“, an dem sich die meisten Nervenzellen befinden. Ist diese vorrangig die Makula geschädigt, ist das Sehvermögen besonders stark beeinträchtigt.

Diagnostik

Bevor der Augenarzt die eindeutige Diagnose der Netzhautablösung stellt, wird er eine umfangreiche Anamnese durchführen. Dabei muss der Patient wichtige Fragen zu den vorherrschenden Symptomen behandeln. Anhand dieser beschriebenen Beschwerden kann der Arzt eine Netzhautablösung meist bestätigen. Natürlich sind dann noch weitere Tests und Untersuchungen notwendig. Zunächst wird die Sehstärke bestimmt, um herauszufinden, wie ausgeprägt die vorhandene Sehschwäche ist.

Eine weitere wichtige Untersuchung zur Sicherung der Diagnose ist die Ophthalmoskopie, also die Augenspiegelung. Bei dieser Untersuchung wird dem Patienten zunächst ein pupillenerweiterndes Medikament in die Augen getropft. Die eigentliche Untersuchung erfolgt mit einer Spaltlampe. Mit dieser kann sich der Augenarzt den Augenhintergrund und die Netzhaut ansehen. Eventuelle Defekte der Netzhaut sind so sichtbar. Kann die Diagnose bei der Augenspiegelung nicht bestätigt werden, wird in den meisten Fällen eine Ultraschalluntersuchung der Augen durchgeführt.

Behandlung der Netzhautablösung

Wie bereits erwähnt, ist eine Ablösung der Netzhaut ein medizinischer Notfall und bedarf einer sofortigen Behandlung. Leider ist eine medikamentöse Behandlung nicht möglich. Vielmehr kommen bei einer Ablösung der Netzhaut netzhautchirurgische Eingriffe zum Einsatz. Während dieser wird die oberste Schicht der Netzhaut wieder an die untere angelegt. Solch eine Operation erfordert meist einen mehrtägigen Aufenthalt in der Klinik. Der Glaskörper wird entweder durch ein Gas oder durch Silikonöl ersetzt, welche die Netzhaut von innen an die Aderhaut drücken. Handelt es sich hingegen nur um kleine Risse in der Netzhaut, genügt ein ambulanter Eingriff. Mit Hilfe des Lasers oder der Kältesonde wird die obere Netzhautschicht wieder mit der unteren verbunden. An der Stelle, wo Laser oder Kältesonde auf die Netzhaut treffen, entstehen kleinste Narben. Ein minimaler Sehverlust nach dem Eingriff ist also nicht auszuschliessen.

Hat sich die Netzhaut bereits grossflächig gelöst, ist der bevorzugte Eingriff eine Eindellung des AHat sich die Netzhaut bereits grossflächig gelöst, ist der bevorzugte Eingriff eine Eindellung des Augapfels: Mithilfe einer Plombe wird von aussen so viel Druck auf den Augapfel ausgeübt, dass sich die abgelöste obere Schicht der Netzhaut von alleine wieder an die untere presst. Dieser Eingriff erfolgt unter lokaler Betäubung und dauert zwischen 20 und 60 Minuten. Danach muss der Patient mehrere Tage in der Klinik bleiben. Ebenfalls unter lokaler Betäubung findet die Vitrektomie statt.

Hierbei handelt es sich um eine recht neue Operationsmethode, bei welcher der Augapfel ersetzt wird. Wenn der Patient unter Wahrnehmen von Lichtblitzen oder Rußregen leidet, und bei der Untersuchung Netzhautrisse oder Löcher festgestellt werden, können diese mit Laser umstellt werden. Netzhautlöcher können durch degenerative Veränderungen in der Netzhaut oder durch eine Glaskörperabhebung entstehen. Zu den Symptomen, die auf ein Loch in der Netzhaut hindeuten, gehört das Wahrnehmen von Schatten, von nebel-, rauch- oder rußartigen schwarzen oder roten Gebilden. Bei einem Loch kann es zu einer mehr oder weniger starken Blutung kommen. In manchen Fällen, wenn die Netzhautablösung schon lange besteht und bereits Verwachsungen vorhanden sind, muss der Glaskörper aus dem Auge entfernt und durch ein Gas oder durch Silikonöl ersetzt werden.

Prognose

Wie bei den meisten Krankheiten gilt auch bei der Netzhautablösung: Je früher sie erkannt und behandelt wird, desto günstiger sind die Prognosen. Rechtzeitig erkannt, kann eine Erblindung heute in den meisten Fällen verhindert werden. Wird die Krankheit hingegen nicht behandelt, verschlimmern sich die Symptome immer mehr.

Wie die Prognose ist, hängt nicht nur von der rechtzeitigen Behandlung, sondern auch von der Art der Netzhautablösung ab. Die beste Prognose auf komplette Heilung hat die rissbedingte Ablösung der Netzhaut. Sie kann in der Regel durch eine Operation vollständig behoben werden. Dauerhafte Einschränkungen des Sehens sind nur dann möglich, wenn sich die Risse an der Stelle des schärfsten Sehens befinden. Selbst wenn die Retina nur wenige Stunden abgelöst war, sind nicht zu reparierende Schäden zu erwarten. Je länger die Ablösung der Netzhaut dauert, desto schwerer sind die Schäden. Schlimmstenfalls droht eine komplette Erblindung des Auges.

Wer als Risikopatient gilt, sollte spätestens ab dem 40. Lebensjahr alle empfohlenen Wer als Risikopatient gilt, sollte spätestens ab dem 40. Lebensjahr alle empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt wahrnehmen. Es wird empfohlen, einmal im Jahr eine Augenspiegelung vornehmen zu lassen, denn bei ihr kann eine Ablösung der Netzhaut eindeutig erkannt werden.

Zusammenfassung

Die Ablösung der Netzhaut ist eine recht selten auftretende Erkrankung, die in den meisten Fällen kuDie Ablösung der Netzhaut ist eine recht selten auftretende Erkrankung, die in den meisten Fällen kurzsichtige Personen betrifft. Etwa 8.000 Menschen sind jedes Jahr von dieser Erkrankung betroffen. Da man ihr nur bedingt vorbeugen kann, ist es wichtig, Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt regelmässig wahrzunehmen. Das gilt besonders dann, wenn man zu den Risikopatienten zählt. Wer eine drastische Verschlechterung der Sehkraft binnen kurzer Zeit feststellt, sollte unverzüglich einen Augenarzt aufsuchen. Je eher eine Behandlung erfolgt, desto grösser sind die Chancen auf Genesung.

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