Tränende Augen

Kategorien: AugenentzündungPublished On: 17. April 2023Von 6,3 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

traenende augen

Tränende Augen – Symptome, Ursachen und Behandlungsansätze

Tränende Augen, in der Fachsprache als Epiphora bezeichnet, entstehen aufgrund verschiedener Ursachen. Häufig verursachen Allergien, trockene Augen oder altersbedingte Veränderungen des Körpers die lästigen und oft quälenden Symptome.

Mit Tränenflüssigkeit benetzte Augen sind essenziell für scharfes Sehen sowie für eine ausreichende Sauerstoffversorgung und den Schutz vor Infektionen durch Bakterien oder Viren sowie durch eindringende Fremdkörper.

Eine übermässige Tränenproduktion kann einerseits die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen und andererseits ein Hinweis auf eine andere, zumeist harmlose Erkrankung oder Allergie sein.

In seltenen Fällen sind schwerwiegende Erkrankungen und physiologische Veränderungen des Auges der Grund für eine gestörte Balance zwischen der Produktion von Tränen und deren Abtransport.

Was verursacht tränende Augen?

Tränende Augen treten aus verschiedenen Gründen auf. Um den Auslöser zu identifizieren, ist zu beobachten, unter welchen Bedingungen die Symptome auftreten. In den meisten Fällen sind die Auslöser harmlos: Allergien gegen Pollen oder Tierhaare verursachen nicht nur Niesanfälle, sondern auch einen verstärkten Tränenfluss. Die Tränenflüssigkeit ist dazu da, die Augen immer feucht zu halten und Schmutz aus dem Auge zu spülen. Zudem schützt der Tränenfilm die Augenoberfläche.

Neben allergischen Reaktionen ist die Tränenproduktion bei verschiedenen Atemwegsinfekten wie der Influenza, Covid-19 und saisonalen Erkältungen erhöht. Die Bindehaut des Auges kann sich durch Viren oder Bakterien entzünden. Die Augen sind bei bakteriellen Bindehautentzündung rot, tränen und können sogar brennen und jucken Bei einer viralen oder bakteriellen Infektion versucht der Körper, die Pathogene mithilfe der Flüssigkeit aus dem Körper auszuschwemmen.

Infrage kommen weiterhin Verletzungen des Auges oder Fremdkörper, die sich im Bereich der Hornhaut befinden und diese reizen. Eine Bindehautentzündung kann als Folge auftreten, wenn ein Fremdkörper ins Auge gelangt. Durch den Lidschlag oder das Blinzeln werden feine Partikel, die auf das Auge gelangen, weggewischt und anschließend über den Tränenkanal ausgespült. Bindehautentzündungen können jedoch auch chronisch werden.

Trockene Augen haben häufig zur Folge, dass es zu einem verstärkten Tränenfluss kommt. Obwohl der Zusammenhang paradox erscheint, ist er erklärbar: Sind die Augen nicht in der Lage, genügend Tränenflüssigkeit zu produzieren, um die Augen zu befeuchten, kommt es durch die Bewegungen der Augenlider zu Reizungen auf der ungeschützten Oberfläche der Augen. Die Tränendrüsen bilden mehr Tränen, um den Flüssigkeitsmangel zu kompensieren.

Die Menge der produzierten Flüssigkeit übersteigt jedoch die Aufnahmekapazitäten des Bindehautsacks und der Augenoberfläche, sodass die überschüssige Tränenflüssigkeit unkontrolliert abläuft. Wenn die Augen brennen, jucken und gerötet sind, kann die Krankheit Trockenes Auge (Sicca-Syndrom, Keratokonjunktivitis sicca) dahinter stecken.

Weitere in Betracht kommende Ursachen sind Veränderungen der Struktur des Auges oder der Augenlider. Zu den Strukturveränderungen zählen das Entropium oder die Trichiasis, bei denen die Wimpern aufgrund ihrer Fehlstellung gegen die Oberfläche des Augapfels reiben und dadurch Reizungen verursachen.

Zu erwähnen ist zudem das Ektropium, bei dem das Augenlid nach aussen gewendet ist. Diese Veränderung führt zu einer Verschiebung des Tränenwegs, sodass es zu einer gestörten Ableitung der Tränen kommt.

Gelegentlich verursacht eine Dakryostenose tränende Augen. Dabei handelt es sich um eine angeborene oder erworbene Verengung oder Unterentwicklung des Tränenkanals. Bei der angeborenen Form hat sich am Ende des Kanals eine Membran gebildet, die den Abfluss der Tränen behindert. Bei der erworbenen Form ist die Verstopfung zumeist altersbedingt und liegt in einer Verengung im Tränennasengang begründet. Der Tränenabfluss kann durch verschiedene mechanische Faktoren behindert sein.

Selten treten die Symptome aufgrund einer chronischen Infektion der Tränensäcke oder Erkrankungen der Hornhaut auf. Diese Ursachen gehen normalerweise mit weiteren Symptomen wie starken Schmerzen, sichtbaren Rötungen und/oder einer deutlich ausgeprägten Lichtempfindlichkeit einher. Sehr selten verursacht ein Tumor im Tränensack die Krankheitszeichen.

Bei Frauen in den Wechseljahren sind häufig hormonelle Veränderungen ursächlich für eine verstärkte Produktion von Tränenflüssigkeit.

Welche Symptome treten bei tränenden Augen auf?

Betroffene leiden unter einem vermehrten Auslaufen von Tränenflüssigkeit. Häufig treten Begleitsymptome wie ein Brennen, ein quälendes Fremdkörpergefühl und eine sichtbare Rötung der Augen hinzu.

Weitere Krankheitszeichen können auf die Ursache der verstärkten Tränenproduktion hindeuten: Häufiges Niesen weist auf eine allergische Reaktion auf Pollen oder Tierhaare hin. Treten allgemeines Unwohlsein und weitere Symptome wie Halsschmerzen oder Fieber hinzu, können die tränenden Augen in einer Infektion begründet liegen.

Wie diagnostiziert ein Arzt die Ursache tränender Augen?

Ein Augenarzt erhebt zu Beginn eine umfassende Anamnese. Er stellt fest, seit wann ein Patient unter den Symptomen leidet, wann diese auftreten und ob Vor- und/oder Begleiterkrankungen bekannt sind.

Er überprüft zudem die Anatomie der Augenhöhlen, die Beweglichkeit und Stellungen der Lider sowie die Form und Beschaffenheit der Tränensäcke und Tränendrüsen.
Sind keine Auffälligkeiten zu erkennen, überprüft der Augenarzt mithilfe eines Sekretionstests die Menge und Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit.

Ist die Ursache des vermehrten Tränenflusses weiterhin unklar, führt der Arzt weitere Untersuchungen durch, insbesondere dann, wenn er eine Allgemeinerkrankung hinter den Symptomen vermutet.

Wann ist ein Besuch beim Augenarzt ratsam?

Eine fachärztliche Behandlung ist anzuraten, wenn eines der folgenden Kriterien zutrifft:

  1. Die Symptome dauern länger als sieben Tage an und es liegt keine bekannte Allergie oder Infektion vor.
  2. Die Beschwerden sind wiederkehrend.
  3. Die Beschwerden sind stark ausgeprägt.
  4. Es liegen Schmerzen und/oder Sehstörungen vor.
  5. Es gibt Anzeichen für eine Infektion des Auges.
  6. Es ist zu einer Verletzung des Auges gekommen oder eine solche ist zu vermuten.
  7. Der Patient stellt eine verhärtete Masse im Bereich des Tränengangs fest.

Dauerhaft tränende Augen können auf eine Grunderkrankung hinweisen, die einer ärztlichen Behandlung bedarf. Unabhängig von der Ursache können die Symptome zu langfristigen Schäden führen, die die Sehkraft beeinträchtigen.

Welche Behandlung ist bei tränenden Augen zu empfehlen?

Betroffene können durch die Veränderung ihrer Lebensgewohnheiten ihre Anfälligkeit reduzieren: Sie schaffen ein gutes Raumklima durch regelmässiges Lüften und nutzen in der Heizperiode Luftbefeuchter. Sie meiden Dämpfe und (Tabak-)Rauch in der Luft und vermeiden den Aufenthalt in Zugluft. Zudem beugen kurze Pausen bei der Arbeit am Bildschirm tränenden Augen vor.
Wer Kontaktlinsen trägt, macht Tragepausen und reinigt die Linsen regelmässig gründlich. Die Nutzung einer anderen Linsenform kann angezeigt sein, um weitere Reizungen zu vermeiden.

Die Behandlung von Patienten, die trotz dieser Massnahmen weiterhin unter tränenden Augen leiden, hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab:
Der Augenarzt behandelt eine Fehlstellung des Augenlides durch einen operativen Eingriff, während er Infektionserkrankungen mit Medikamenten behandelt.

Sind trockene Augen für tränende Augen verantwortlich, schaffen Augentropfen Abhilfe. Verursacht eine Allgemeinerkrankung oder eine hormonelle Veränderung die Symptome, ist deren Behandlung erforderlich. Hormonersatztherapien bergen Risiken, die in Absprache mit dem Arzt gegen den Nutzen abzuwägen sind.

Zusammenfassung

Hinter tränenden Augen können sich verschiedene Ursachen verbergen, von denen die meisten harmlos und gut behandelbar sind.
Bei anhaltenden oder wiederkehrenden Beschwerden sollten Betroffene einen Augenarzt in der Nähe aufsuchen. Tränende Augen, die über einen langen Zeitraum unbehandelt bleiben, können zu bleibenden Schäden führen und die Sehkraft beeinträchtigen.

Quellen

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