Aderhautmelanom: Symptome und Therapie

Kategorien: NetzhautproblemePublished On: 8. Januar 2024Von 7,1 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

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Das Aderhautmelanom, auch als Uvealmelanom bekannt, ist ein ernstzunehmender und seltener Krebs, der in den Augen auftritt. Es entwickelt sich in der Aderhaut, einer der drei Schichten des Augapfels, die zwischen der Netzhaut und der Sklera (der weißen äußeren Schicht des Auges) liegt. Genau genommen sind es choroidale Melanome, da die Aderhaut lediglich einen Teil der Uvea bildet. Diese Krebsart ist zwar weniger verbreitet als das Hautmelanom, kann jedoch aufgrund ihrer Lage und der Möglichkeit der Ausbreitung auf andere Körperteile besonders gefährlich sein. Dieser Text bietet einen umfassenden Überblick über das Aderhautmelanom, einschließlich seiner Ursachen, Symptome, Diagnose und Therapie, sowie über die Prognose.

Aderhautmelanom: Einführung und Definition

Das Aderhautmelanom (Uveales melanom) ist ein bösartiger Tumor, mit einer hochgradig maligne Raumforderung der aus den pigmentbildenden Zellen (Melanozyten) der Aderhaut entsteht. Die meisten dieser Tumoren entwickeln sich in der Aderhaut, die zwischen der Lederhaut und der Regenbogenhaut liegt. Etwa 5% der Fälle treten in der Iris auf, während 10% im Ziliarkörper auftreten, der die Linse trägt. Aderhautmelanome treten fast ausschließlich einseitig auf.

Aderhautmelanom ist der häufigste primäre Tumor im Auge bei Erwachsenen, aber im Vergleich zu anderen Krebsarten relativ selten. Frühzeitig erkannt, ist es oft behandelbar, aber seine Tendenz, unbemerkt zu bleiben, bis es sich weiterentwickelt hat, macht es besonders gefährlich. Die Aderhaut spielt eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Netzhaut mit Nährstoffen, und eine Schädigung dieser Schicht kann schwerwiegende Sehprobleme verursachen.

Ursachen und Risikofaktoren des Aderhautmelanoms

Beim Aderhautmelanom sind die genauen Ursachen nicht vollständig bekannt, aber eine Kombination aus genetischen und Umweltfaktoren scheint eine Rolle zu spielen. Die Risikofaktoren umfassen:

  • Genetik: Mutationen in bestimmten Genen können das Risiko für diese Krebsart erhöhen.
  • Haut- und Augenfarbe: Personen mit heller Haut und heller Augenfarbe sind anfälliger.
  • UV-Exposition: Langfristige Exposition gegenüber UV-Strahlen kann das Risiko erhöhen.
  • Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter, meistens Personen zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr
  • Ererbte Bedingungen: Wie das dysplastische Nävus-Syndrom, das mit einem erhöhten Risiko für Melanome verbunden ist.

Aderhautmelanom: Symptome und Früherkennung

In den Anfangsstadien verursacht das Aderhautmelanom oft keine Symptome und wird daher häufig erst in fortgeschrittenen Stadien erkannt. Mögliche Symptome umfassen:

  • Sehveränderungen: Dazu gehören verschwommenes SehenSehverlust, Schatten oder Flecken im Sichtfeld.
  • Augenfarbenänderung: Bei einigen Patienten kann es zu einer Veränderung der Farbe oder zu Flecken auf der Iris kommen.
  • Lichtblitze: Patienten berichten manchmal über Lichtblitze oder das Sehen von Schleiern, die das Sehfeld beeinträchtigen.
  • Pupillenverformung: Eine veränderte Form oder Größe der Pupille kann ein Anzeichen sein.

Diagnose

Die Diagnose eines Aderhautmelanoms erfolgt durch verschiedene Untersuchungen, die ein genaues Bild des Zustands des betroffenen Auges geben:

  • Augenuntersuchungen: Eine gründliche Untersuchung des Auges, einschließlich einer Spaltlampenuntersuchung und Ophthalmoskopie.
  • Ultraschall: Eine Ultraschalluntersuchung des Auges kann die Größe und Beschaffenheit des Tumors aufzeigen.
  • Angiographie: Diese Methode verwendet einen speziellen Farbstoff, um die Blutgefäße im Auge sichtbar zu machen.
  • Optische Kohärenztomographie (OCT): Bietet detaillierte Bilder der Netzhaut und der Choroidea.
  • Biopsie: Eine Gewebeprobe kann entnommen werden, um die Diagnose zu bestätigen, obwohl dies nicht oft praktiziert wird.

Differentialdiagnosen

Bei der Diagnose des Aderhautmelanoms ist es wichtig, auch andere Krankheiten in Betracht zu ziehen, die ähnliche Symptome verursachen können. Dieser Prozess der Unterscheidung zwischen verschiedenen Krankheiten mit ähnlichen Anzeichen und Symptomen wird als Differentialdiagnose bezeichnet. Die Differentialdiagnosen des Aderhautmelanoms umfassen eine Reihe von Augenerkrankungen und -zuständen, die im Folgenden näher erläutert werden:

Aderhautnävus

  • Ein Aderhautnävus ist eine oft auftretende, gutartige Pigmentierung in der Aderhaut.
  • Sie ähneln oft Melanomen, sind aber in der Regel kleiner und zeigen keine Wachstumstendenz.
  • Regelmäßige Überwachung ist erforderlich, da sich ein Aderhautnävus in seltenen Fällen in ein Melanom umwandeln kann.

Aderhautmetastasen

  • Tumorzellen, die sich von anderen Körperbereichen oder Organen (wie Leber, Brust oder Lunge) in die Aderhaut ausbreiten.
  • Sie können ähnliche Symptome wie Aderhautmelanome verursachen, aber die Behandlung und Prognostizierung unterscheiden sich deutlich.

Aderhaut-Hämangiom

  • Ein gutartiger Tumor, bestehend aus Blutgefäßen, der im Auge auftritt.
  • Während Hämangiome in der Regel keine Symptome verursachen, können sie in einigen Fällen zu Sehstörungen führen und müssen von Melanomen unterschieden werden.

Pigmentierte Läsionen

  • Dies können hyperplastische oder neoplastische Prozesse sein, die Pigmentierung verursachen.
  • Sie reichen von gutartigen Läsionen wie Nävi bis hin zu bösartigen Melanomen, weshalb eine genaue Untersuchung erforderlich ist.

Retinale Erkrankungen

  • Bestimmte Krankheiten der Netzhaut, wie z.B. Retinopathien, können Symptome hervorrufen, die mit denen eines Uvealmelanoms verwechselt werden können.
  • Eine genaue Untersuchung der Netzhaut ist entscheidend, um diese Bedingungen auszuschließen.

Entzündliche Erkrankungen

  • Uveitis und andere entzündliche Prozesse können zu Veränderungen im Sehorgan führen, die einem Melanom ähneln.
  • Die Unterscheidung basiert auf der Identifizierung von Entzündungszeichen und dem Ansprechen auf entzündungshemmende Behandlungen.

Aderhaut-Effusionssyndrom

  • Dieses Syndrom verursacht eine Ansammlung von Flüssigkeit unter der Netzhaut und kann einen Tumor vortäuschen.
  • Die Unterscheidung ist wichtig, da die Behandlung und Prognostizierung sehr unterschiedlich sind.

Andere Augentumoren

  • Seltene Tumoren wie Aderhautosteom oder -fibrom können ebenfalls in Betracht gezogen werden.
  • Diese Tumoren weisen spezifische Merkmale auf, die mittels Bildgebung identifiziert werden können.

Die korrekte Diagnose ist entscheidend, da sie die Behandlungsstrategie und Prognostizierung stark beeinflusst. Um zwischen diesen Bedingungen zu unterscheiden, ist eine gründliche augenärztliche Untersuchung erforderlich, die oft spezialisierte Bildgebungsverfahren wie UltraschallOCT (Optische Kohärenztomographie) und in manchen Fällen sogar eine Biopsie beinhaltet. Die genaue Identifizierung der zugrunde liegenden Ursache ermöglicht es dem Arzt, den besten Behandlungsplan für den Patienten zu erstellen.

Behandlungsoptionen

Die Behandlung hängt von der Größe, Lage und dem Stadium des Tumors ab. Die Hauptbehandlungsmethoden sind:

  • Bestrahlung / Strahlentherapie: Häufig als Plaque Brachytherapie durchgeführt, bei der ein radioaktives Plättchen temporär auf das Sehorgan gelegt wird.
  • Therapie durch Protonen: Die präzise Ausrichtung des Protonenstrahls macht die Protonentherapie besonders geeignet für Tumoren, die nahe am Sehnerv oder der Makula liegen.
  • Lasertherapie: Verwendung von Laserstrahlen, um kleinere Tumore zu zerstören.
  • Operative Entfernung: Bei größeren Tumoren kann eine Operation in einer Augenklinik notwendig sein.
  • Enukleation: In schweren Fällen kann die Entfernung des gesamten Sehorgans erforderlich sein.
  • Medikamentöse Behandlungen: Einschließlich Immuntherapie oder zielgerichteter Therapien, vor allem in fortgeschrittenen Stadien.

Prognose und Nachsorge

Die Prognose des Aderhautmelanoms variiert je nach Stadium der Erkrankung bei der Diagnose und der Größe des Tumors. Eine regelmäßige Nachsorge ist entscheidend, um Rückfälle oder die Entwicklung von Metastasen zu erkennen. Dazu gehören:

  • Regelmäßige Augenuntersuchungen: Zur Überwachung des Zustands des behandelten und des anderen Sehorgans.
  • Körperliche Untersuchungen und bildgebende Verfahren: Zum Aufspüren von Anzeichen einer Ausbreitung des Krebses.
  • Psychologische Betreuung: Die Diagnose und Behandlung von Krebs kann emotional belastend sein, und Unterstützung ist ein wichtiger Bestandteil des Heilungsprozesses.

Aufgrund seiner schnellen Metastasierung über das Blut in die Leber kann die Prognostizierung je nach Stadium auch eher schlecht sein. Auch Metastasen in Lunge und Knochen sind häufig. Bei Fernmetastasen beträgt die durchschnittliche Überlebenszeit etwa 6 Monate.

Prävention und Lebensstiländerungen

Es gibt keine spezifischen Präventionsmaßnahmen für das Aderhautmelanom, aber einige allgemeine Richtlinien können das Risiko senken:

  • Regelmäßige Augenuntersuchungen: Insbesondere für Personen mit bekannten Risikoquellen.
  • UV-Schutz: Das Tragen von Sonnenbrillen mit UV-Schutz kann helfen, das Risiko zu minimieren.
  • Gesunder Lebensstil: Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung können das allgemeine Krebsrisiko verringern.

Zusammenfassung

Das Aderhautmelanom, eine seltene Krebsart des Auges, entsteht in der Choroidea, einer pigmentierten und blutgefäßreichen Schicht zwischen Netzhaut und Sklera. Trotz seiner klinischen Seltenheit stellt es die häufigste Form des Augenkrebses bei Erwachsenen dar. Die genauen Ursachen sind nicht vollständig geklärt, aber Risikoquellen wie helle Haut- und Augenfarbe, genetische Veranlagung und UV-Exposition sind bekannt. Frühe Symptome fehlen oft, was die Diagnose erschwert. Spätere Symptome können Sehstörungen, Veränderungen der Augenfarbe oder der Pupillenform umfassen. Die Diagnose erfolgt durch Augenuntersuchungen, Ultraschall, Angiographie, optische Kohärenztomographie und manchmal Biopsie. Behandlungsoptionen variieren je nach Tumorgröße und -lage und umfassen Strahlen- und Lasertherapie, chirurgische Entfernung und in schweren Fällen die Entfernung des Auges. Die Prognose hängt vom Stadium bei Diagnose und Vorhandensein von Metastasen ab. Regelmäßige Nachsorge ist zur Früherkennung von Rezidiven oder Metastasen essenziell. Ein gesunder Lebensstil und UV-Schutz können das Risiko reduzieren.

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