Pinguecula (Lidspaltenfleck)

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenPublished On: 23. März 2024Von 6,5 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung ins Thema Pinguecula

Die Pinguecula, oft als Lidspaltenfleck bezeichnet, ist eine häufig vorkommende, benigne Veränderung am Auge, genauer gesagt in der Bindehaut. Die Bindehaut ist die durchsichtige Membran, die das Weisse des Auges (Sklera) und die Innenseite der Augenlider überzieht. Charakteristisch erscheint die Pinguecula als eine gelbliche, leicht erhabene Läsion, die sich vornehmlich im Bereich der Lidspalte, also dem Teil des Auges, der bei geöffneten Augen zwischen den Augenlidern sichtbar ist, nahe dem Übergang zur Hornhaut befindet. Sie tritt häufiger auf der Nasenseite auf und kann in einem oder beiden Augen vorkommen.

Ursachen und Risikofaktoren der Pinguecula

Obwohl die genauen Ursachen für die Entwicklung einer Pinguecula nicht vollständig geklärt sind, werden mehrere Faktoren mit ihrem Auftreten in Verbindung gebracht:

  • Ultraviolette (UV) Strahlung: Eine der Hauptursachen ist die Exposition gegenüber UV-Licht, wie es beispielsweise durch Sonnenlicht auftritt. Längere oder intensive Sonnenexposition ohne angemessenen Augenschutz kann das Risiko einer Pinguecula erhöhen.
  • Umwelteinflüsse: Menschen, die in besonders staubigen, sandigen oder windigen Umgebungen arbeiten oder leben, sind einem höheren Risiko ausgesetzt. Diese Bedingungen können die Augenoberfläche irritieren und zur Entwicklung einer Pinguecula beitragen.
  • Alterungsprozess: Mit dem Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Pinguecula zu. Dies ist wahrscheinlich auf kumulative Umweltschäden und natürliche Alterungsprozesse der Bindehaut zurückzuführen.
  • Chronische Augenreizung: Zustände wie das Trockene-Auge-Syndrom, bei dem die Augen nicht ausreichend befeuchtet werden, können die Entstehung einer Pinguecula begünstigen.

Symptome und Erscheinungsformen

In vielen Fällen verursacht eine Pinguecula keine bemerkbaren Symptome und wird oft zufällig während einer Routine-Augenuntersuchung entdeckt. Wenn Symptome auftreten, können diese variieren:

  • Visuelle Präsenz: Die gelbliche, erhabene Läsion auf dem Augenweiss kann bei manchen Menschen kosmetisch störend sein, besonders wenn sie entzündet ist und stärker hervortritt.
  • Fremdkörpergefühl: Personen können das Gefühl haben, dass ein Sandkorn oder ein anderer Fremdkörper im Auge ist, was durch die erhabene Oberfläche der Pinguecula verursacht wird.
  • Augenreizung und -rötung: Insbesondere in reizenden Umgebungen wie windigen oder staubigen Bedingungen kann die Pinguecula zu verstärkter Reizung und Rötung führen.
  • Trockenheit und Unbehagen: Einige Betroffene berichten über ein verstärktes Gefühl von Trockenheit und ein allgemeines Unbehagen im betroffenen Auge, welches durch die Unregelmässigkeit auf der Augenoberfläche verstärkt wird.

Diagnostik

Die Diagnose einer Pinguecula erfolgt in der Regel durch eine einfache Augenuntersuchung. Ein Augenarzt oder Optometrist untersucht die Bindehaut und die Hornhaut mit Hilfe einer Spaltlampe, einem speziellen Mikroskop, das eine detaillierte Betrachtung der vorderen Augenabschnitte ermöglicht. Diese Untersuchung hilft nicht nur bei der Diagnose einer Pinguecula, sondern auch bei der Abgrenzung zu ähnlichen Erkrankungen wie einem Pterygium, einer Wucherung, die im Gegensatz zur Pinguecula über die Hornhaut wachsen kann.

Differentialdiagnosen

Bei der Untersuchung einer Pinguecula ist es wichtig, sie von anderen ähnlichen Augenveränderungen abzugrenzen. Die wichtigsten Differentialdiagnosen umfassen:

Pterygium

Ein Pterygium ist eine fleischige Wucherung, die von der Bindehaut auf die Hornhaut übergeht und diese überwachsen kann, was potenziell das Sehvermögen beeinträchtigen kann. Im Gegensatz zur Pinguecula, die stationär bleibt und selten über den Rand der Hornhaut hinauswächst, kann ein Pterygium fortschreiten und die zentrale Hornhaut erreichen. Beide Bedingungen werden mit UV-Lichtexposition in Verbindung gebracht, aber ein Pterygium ist in der Regel invasiver und kann eine chirurgische Entfernung erfordern, insbesondere wenn es das Sehvermögen beeinträchtigt.

Limbale Konjunktivitis

Diese Form der Konjunktivitis kann ähnliche Symptome wie eine Pinguecula verursachen, einschliesslich Rötung und Reizung im Bereich des Limbus (der Grenzregion zwischen der Bindehaut und der Hornhaut). Die Unterscheidung basiert normalerweise auf der Anamnese und den Begleitsymptomen, wie Juckreiz, Brennen oder verstärkter Tränenfluss, die stärker auf eine Konjunktivitis hindeuten.

Neoplasien der Bindehaut

Obwohl selten, können verschiedene gutartige oder bösartige Tumoren der Bindehaut ähnliche Erscheinungen wie eine Pinguecula aufweisen. Zu diesen Tumoren gehören Nävi (Muttermale) oder maligne Läsionen wie das Melanom der Bindehaut. Eine genaue Untersuchung, möglicherweise ergänzt durch eine Biopsie, ist entscheidend, um neoplastische Veränderungen auszuschliessen.

Trockenes Auge-Syndrom

Obwohl es sich nicht um eine direkte Differentialdiagnose handelt, können Symptome des Trockenen Auges wie Brennen, Rötung und Fremdkörpergefühl mit denen einer Pinguecula überlappen. Eine sorgfältige Anamnese und Untersuchung helfen dabei, die zugrunde liegenden Ursachen der Symptome zu differenzieren.

Seltene Differentialdiagnosen

Weitere seltene Bedingungen, die in Betracht gezogen werden sollten, umfassen Kalziumablagerungen in der Bindehaut (Conjunctival Calcinosis) und entzündliche Erkrankungen wie das Phlyktän, das durch eine allergische Reaktion gegen Bakterien verursacht wird.

Die genaue Diagnose wird durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung, Anamnese und gegebenenfalls weiterführenden diagnostischen Tests gestellt. Ein erfahrener Augenarzt kann diese Bedingungen in der Regel unterscheiden und eine angemessene Behandlung oder Überwachung empfehlen.

Behandlungsstrategien

Für die meisten Menschen ist keine spezifische Behandlung für eine Pinguecula erforderlich, da sie in der Regel harmlos ist und keine schwerwiegenden Probleme verursacht. Bei symptomatischen Fällen können jedoch folgende Behandlungsansätze zur Linderung der Symptome beitragen:

  • Künstliche Tränen und Feuchtigkeitstropfen: Diese können helfen, das Gefühl von Trockenheit und Reizung zu reduzieren. Sie wirken, indem sie die Oberfläche des Auges befeuchten und so für Erleichterung sorgen.
  • Schutz vor Umwelteinflüssen: Das Tragen von Schutzbrillen in windigen, staubigen oder sandigen Umgebungen kann die Augen vor Reizstoffen schützen, die Symptome verschlimmern könnten.
  • UV-Schutz: Da UV-Licht als ein Hauptfaktor für die Entwicklung einer Pinguecula angesehen wird, ist es ratsam, im Freien Schutzbrillen oder Sonnenbrillen mit hohem UV-Schutz zu tragen. Dies kann nicht nur das Fortschreiten einer bestehenden Pinguecula verlangsamen, sondern auch als präventive Massnahme dienen.
  • Entzündungshemmende Therapie: In Fällen, in denen eine signifikante Entzündung auftritt, können topische Steroide oder nicht-steroidale entzündungshemmende Medikamente (NSAIDs) in Form von Augentropfen verschrieben werden, um die Entzündung und das damit verbundene Unbehagen zu lindern.

In seltenen Situationen, wenn eine Pinguecula erhebliche Beschwerden verursacht, das Sehvermögen beeinträchtigt oder aus kosmetischen Gründen als störend empfunden wird, kann eine chirurgische Entfernung in Erwägung gezogen werden. Diese Entscheidung wird jedoch sorgfältig abgewogen, da das Risiko von Komplikationen und das Potenzial für ein Wiederauftreten nach der Operation bestehen.

Präventionsmassnahmen

Obwohl es keine absolute Garantie gibt, eine Pinguecula vollständig zu vermeiden, können bestimmte Massnahmen das Risiko ihrer Entwicklung verringern:

  • Konsequenter UV-Schutz: Das Tragen von qualitativ hochwertigen Sonnenbrillen, die sowohl UVA- als auch UVB-Strahlen blockieren, ist eine effektive Massnahme, um die Augen vor schädlicher UV-Strahlung zu schützen.
  • Verwendung von Schutzbrillen: In Umgebungen, die durch Wind, Staub oder Chemikalien reizend für die Augen sein könnten, kann das Tragen von Schutzbrillen dazu beitragen, die Exposition gegenüber diesen Reizstoffen zu minimieren.
  • Aufrechterhaltung einer gesunden Augenoberfläche: Die Verwendung von künstlichen Tränen oder die Anwendung von Strategien zur Verbesserung der Tränenfilmqualität kann hilfreich sein, besonders bei Personen, die zu trockenen Augen neigen.
  • Regelmässige augenärztliche Kontrollen: Regelmässige Besuche beim Augenarzt ermöglichen eine frühzeitige Erkennung von Veränderungen an der Augenoberfläche und die Einleitung von Massnahmen zur Minimierung von Risikofaktoren.

Fazit

Die Pinguecula ist eine weit verbreitete, gutartige Veränderung der Bindehaut, die häufig auf Umwelteinflüsse und Alterungsprozesse zurückzuführen ist. Obwohl sie in der Regel harmlos ist und selten ernsthafte Probleme verursacht, können bei einigen Menschen Symptome wie Reizung, Rötung und Trockenheitsgefühl auftreten. In diesen Fällen können einfache Behandlungen und vorbeugende Massnahmen dazu beitragen, Beschwerden zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Durch den Schutz der Augen vor schädlichen Umwelteinflüssen und regelmässige augenärztliche Untersuchungen kann das Risiko einer Pinguecula minimiert und die allgemeine Gesundheit der Augen gefördert werden.

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