Flügelfell (Pterygium)

Kategorien: BindehautentzündungPublished On: 28. Mai 2022Von 5 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

fluegelfell pterygium

Was ist ein Flügelfell (Pterygium)?

Das Flügelfell bezeichnet eine Wucherung der Bindehaut, die sich von dieser bis auf die Hornhaut ausbreiten kann. In Anlehnung an das griechische Wort für Flügel wird dieses Phänomen des eingewachsenen Gewebes auf der Bindehaut in der medizinischen Fachsprache „Pterygium“ genannt. Meistens tritt es im, der Nase zugewandten Bereich des Auges auf, nur selten kommt es an der Aussenseite vor. An diesem Krankheitsbild leiden Männer häufiger als Frauen. Vor allem Tätigkeiten im Freien, da starke Sonneneinstrahlung die Entstehung eines Pterygiums möglicherweise begünstigt. Die Erkrankung ist auch unter dem Namen „Surfer’s eye“ bekannt, weil Surfer unter denselben Bedingungen arbeiten, die auch Pterygium verursachen – Sonne, Wind und Staub.

Was sind die Ursachen eines Flügelfells?

Die Ursachen für das Pterygium sind nicht hinreichend geklärt. Allerdings kann starke UV-Strahlung, die über einen längeren Zeitraum einwirkt, die Bindegewebszellen, die sogenannten Fibroblasten, aktivieren und damit das Risiko für das Auftreten einer Wucherung auf der Bindehaut erhöhen. Dies erklärt auch die Tatsache, dass Tätigkeiten im Freien das Krankheitsrisiko ebenso verstärken wie ein trockenes Klima. In südlichen Ländern kommt dieses Phänomen häufiger vor als im Norden. Auch Verbrennungen und andere Unfälle im Binde- und Hornhautbereich können ein Pterygium hervorrufen. Als weitere Ursachen sind Entzündungen und autoimmune Faktoren denkbar.

Welche Symptome verursacht ein Pterygium?

Einige Betroffene sind sogar weitgehend symptomfrei. Andere leiden an geröteten und gereizten, juckenden Augen. Für manche ist es in optischer Hinsicht störend. Auch das Sehvermögen kann sich verschlechtern. Insgesamt lassen sich die mit einem Flügelfell einhergehenden Symptome folgendermassen darstellen:

–        Juckende Augen mit Rötungen

–        Fremdkörpergefühl

–        schlechteres Sehvermögen

–        Doppelbilder

Ein Pterygium kann eine Hornhautverkrümmung (auch Astigmatismus genannt) hervorrufen und damit unscharfe Bilder nach sich ziehen. Die Unschärfe und das verzerrte Sehen lassen sich durch das Tragen einer Brille korrigieren. Allerdings müssen Augenärzte die Brillen immer wieder anpassen, weil sich der Astigmatismus verändern kann.

Diagnostik

Augenärzte können ein Flügelfell (Pterygium) bereits mit freiem Auge erkennen. Sie nehmen aber weitere Untersuchungen vor, um zu eruieren, ob sich die Gewebeveränderung bis auf die Hornhaut ausgeweitet hat. Zudem ist es wichtig, festzustellen, ob Gefässe das Flügelfell durchbluten. Es folgen weitere Untersuchungen, um das Sehvermögen zu testen und die Einschränkungen zu erkennen, die das einwachsende Pterygium verursacht hat. Um die Diagnose entsprechend abzusichern, können Augenärzte nach Entfernung des Flügelfells eine histologische Untersuchung vornehmen.

Behandlung primärer und rezidivierender Pterygien: Regelmässige Beobachtung oder Operation

Die Therapie richtet sich nach dem Zustand der Erkrankung, nach der Schwere der Sehbeeinträchtigung und nach den Beschwerden. Dabei ist entscheidend, inwieweit das Sehvermögen beeinträchtigt ist, ob der Patient das Flügelfell als störend empfindet und es entfernen lassen möchte.

Regelmässige Kontrolle

Falls der Betroffene keine Beschwerden hat und nicht eingeschränkt ist, können regelmässiges Beobachten und Kontrollieren der Grösse und des Wachstums ausreichend sein. Zur Befeuchtung der gereizten Augen empfiehlt sich die Verwendung von Augentropfen. Wenn sich im Rahmen der Untersuchung herausstellt, dass das Pterygium entzündet ist, verabreichen Augenärzte antientzündliche Medikamente.

Chirurgische Entfernung

Für den Fall, dass die Behandlung den Zustand nicht verbessert, bietet sich ein chirurgischer Eingriff an. Eine solche Operation wird sowohl aus kosmetischen als auch aus medizinischen Gründen durchgeführt. Wenn das Flügelfell massiv Richtung Hornhautzentrum wächst, kann es eine Sehverschlechterung und Doppelbilder verursachen.

Nach der chirurgischen Entfernung kann das Flügelfell wiederauftreten. Mit der Wahl einer geeignetsten Operationsmethode lässt sich dieses Risiko für ein Wiederauftreten der Wucherung (Rezidiv) allerdings reduzieren. Mitunter ist ein neuerlicher operativer Eingriff notwendig. Eine zusätzliche Behandlung mit Mitomycin kann das Risiko für ein Rezidiv verringern.

PECA-Operation

Die standardmässige Methode (PECA-Operation) besteht darin, das Flügelfell chirurgisch zu entfernen und anschliessend mit einem Lappen (Flap) bzw. Transplantat abzudecken, der aus dem eigenen Bindegewebe stammt. Eventuell trägt der Augenspezialist zusätzlich ein wachstumshemmendes Medikament auf. Bei dieser PECA-Operation (Kurzform für „Pterygium Exzision und conjunktivaler Autograft“) entfernen die Augenärzte das eingewachsene, vernarbte Bindehautgewebe. Um diese Stelle zu verschliessen, entnehmen sie an einer anderen Stelle ein Gewebestück, um dieses Transplantat im defekten Bereich einzusetzen.

Anschliessend verschliessen die Augenärzte die Entnahmestelle mit einem Gewebekleber (Fibrin) oder nähen sie zu. Der Einsatz des eigenen Bindehautgewebes fördert die Abheilung und verhindert Abstossungsreaktionen, die insbesondere bei körperfremden Substanzen auftreten können. Nach der PECA-Operation erhält der Patient oftmals über eine längere Zeitspanne cortisonhaltige und befeuchtende Augentropfen, um einen optimalen Heilungsprozess sicherzustellen und einer Entzündung vorzubeugen.

Vorbeugung

Die Erfahrung hat gezeigt, dass UV-Strahlen und starker Wind das Auftreten des Flügelfells fördern. Deshalb ist es ratsam, Sonnenbrillen mit 100 Prozent UV-Schutz zu tragen, wenn man sich sehr oft im Freien aufhält, sei es bei der Arbeit oder in der Freizeit. Um die Augen auch vor Wind zu schützen, sollten Brillen mit Seitenwänden zum Einsatz kommen. Zudem ist es empfehlenswert, die Augen regelmässig mit Tränenersatzmitteln zu befeuchten.

Fazit

Ein Flügelfell wächst in die Bindehaut des Auges ein und kann sich auch auf die Hornhaut ausbreiten. Dieses Phänomen kann für den Patienten nicht nur aus kosmetischen Gründen unangenehm sein, sondern auch das Sehvermögen beeinträchtigen. Wenn dies der Fall ist, können Augenärzte diese defekte Stelle entfernen und so korrigieren. Allerdings kann ein zweiter kleiner Eingriff nötig sein, falls dieses Phänomen wieder auftritt. Wir Augenärzte in Chur beraten und behandeln Sie gerne, wenn Sie an einem Flügelfell leiden.

Quellen

  • Timothy L Jackson: Moorfields Manual of Ophthalmology, third edition, Seite 229-230.
  • Nika Bagheri, Brynn N. Wajda: The Wills Eye Manual, 7th edition, Seite 62-63.
  • Matthew Caldwell: Pterygium, 17.04.2022. Unter: https://eyewiki.aao.org/Pterygium.
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