Peters-Anomalie

Kategorien: Syndrome & AugenerkrankungenPublished On: 27. Juni 2023Von 6,8 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

peters anomalie

Einleitung

Die Peters-Anomalie oder Peterssche Defektbildung ist eine seltene angeborene Erkrankung des Auges, die nach ihrem Entdecker Arthur Peters benannt ist. Sie wurde erstmals im Jahr 1906 beschrieben und ist seitdem Gegenstand intensiver Forschung und klinischer Untersuchungen. Diese Erkrankung betrifft in erster Linie die Hornhaut des Auges und kann zu erheblichen Sehbeeinträchtigungen führen. In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit der Peters- Erkrankung befassen, ihre Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten untersuchen.

Ursachen der Peters-Anomalie

Die genaue Ursache der Petersschen Erkrankung ist bisher nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass sowohl genetische als auch umweltbedingte Faktoren eine Rolle bei der Entstehung dieser Erkrankung spielen können. Studien haben gezeigt, dass Mutationen in bestimmten Genen, die für die Entwicklung der Augen verantwortlich sind, mit der Petersschen Defektbildung in Verbindung gebracht werden können. Darüber hinaus wurden auch Fälle beobachtet, in denen eine mütterliche Infektion während der Schwangerschaft zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der Krankheit führte.

Symptome der Peters-Anomalie

Die Symptome der Peters- Erkrankung können von Fall zu Fall variieren, aber im Allgemeinen zeigen sich folgende Merkmale:

  1. Trübung der Hornhaut: Diese kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und die Sehschärfeerheblich beeinträchtigen. In einigen Fällen kann sie so stark sein, dass die Sicht stark eingeschränkt oder sogar komplett verhindert wird.
  2. Fehlbildungen der Iris: Bei einigen Patienten mit Peters- Erkrankung werden auch Missbildungen der Iris beobachtet. Diese können von einer Veränderung der Farbe oder Form der Iris bis hin zu einem vollständigen Fehlen der Iris reichen. Solche Veränderungen können das Aussehen des Auges stark beeinflussen und möglicherweise auch das Sehvermögen beeinträchtigen.
  3. Glaukom: Ein weiteres häufiges Symptom ist das Auftreten von Glaukom, auch bekannt als grüner Star. Beim grünen Star kommt es zu einem erhöhten Augeninnendruck, der unbehandelt zu schweren Sehverlusten führen kann. Der grüne Star tritt bei vielen Patienten mit der Peters-Erkrankung auf und erfordert eine sorgfältige Überwachung und Behandlung.

Diagnose der Peters-Anomalie

Die Diagnose der Peters-Anomalie erfolgt in der Regel durch eine gründliche Augenuntersuchung. Der Augenarzt wird die Hornhaut auf Trübungen überprüfen, Missbildungen der Iris feststellen und den Augeninnendruck messen, um ein mögliches Glaukom zu erkennen. Zusätzlich können bildgebende Verfahren wie die Hornhauttopographie oder die optische Kohärenztomographie eingesetzt werden, um eine detailliertere Beurteilung des Auges vorzunehmen. Eine genetische Untersuchung kann ebenfalls durchgeführt werden, um Mutationen in den relevanten Genen nachzuweisen.

Zu den Symptomen zählen unter anderem die Beeinträchtigung der Sehfähigkeit, leichte Sehkrafttrübung, Grauer Star, erhöhter Augendruck in Form von grünem Star.

Differentialdiagnostik

Die Differentialdiagnose der Peters-Erkrankung bezieht sich auf die Abgrenzung dieser spezifischen Augenerkrankung von anderen Erkrankungen, die ähnliche Symptome aufweisen können. Bei der Untersuchung eines Patienten mit Verdacht auf Peters-Anomalie sollten verschiedene Differentialdiagnosen in Betracht gezogen werden. Hier sind einige Erkrankungen, die in der Differentialdiagnose berücksichtigt werden können:

  1. Angeborene Hornhauttrübungen: Es gibt verschiedene andere Erkrankungen, die zu Hornhauttrübungen führen können. Dazu gehören erbliche Hornhautdystrophien wie das Fuchs-Endotheldystrophie-Syndrom, das Meesmann-Keratopathie-Syndrom oder das Lattice-Dystrophie-Syndrom. Eine sorgfältige Untersuchung der Korneatrübung und eine genaue Familienanamnese können helfen, diese Erkrankungen von der Peters-Anomalie zu unterscheiden.
  2. Korneale Ektasien: Erkrankungen wie das Keratokonus-Syndromoder das Keratoglobus-Syndrom können ebenfalls zu einer Verformung und Hornhauttrübung führen. Eine topographische Untersuchung der Kornea kann helfen, diese Erkrankungen von der Peters-Anomalie abzugrenzen.
  3. Angeborene Glaukome: Der grüne Star ist ein weiteres häufiges Merkmal der Peters-Anomalie. Es ist wichtig, andere Formen des angeborenen grünen Stars in Betracht zu ziehen, wie z.B. das primäre kongenitale Glaukom, das Axenfeld-Rieger-Syndromoder das Peter’s-plus-Syndrom. Eine genaue Untersuchung des Kammerwinkels, des Augeninnendrucks und anderer charakteristischer Fehlbildungen kann helfen, diese Erkrankungen voneinander zu unterscheiden.
  4. Angeborene Anomalien der Iris: Da die Peters-Anomalie oft mit Fehlbildungen der Iris einhergeht, sollten andere Erkrankungen mit ähnlichen Merkmalen berücksichtigt werden. Dazu gehören das Aniridie-Syndrom, das kongenitale Horner-Syndrom oder das Pupillen-Dysfunktionssyndrom. Eine gründliche Untersuchung der Irisanomalien und gegebenenfalls weitere bildgebende Untersuchungen können helfen, diese Erkrankungen zu unterscheiden.
  5. Kongenitale Katarakte: Kongenitale Katarakte, also angeborene Trübungen der Augenlinse, können ebenfalls ähnliche Symptome wie die Peters-Anomalie aufweisen. Es ist wichtig, eine genaue Untersuchung der Linse und gegebenenfalls genetische Tests durchzuführen, um zwischen beiden Erkrankungen zu differenzieren.

Pathogenese der Erkrankung

Die Erkrankung zeigt sich meist schon früh am Ende des ersten Schwangerschaftstrimesters. Während der Entstehung der Vorderkammer kommt es in der späten Phase der dritten Embryonalwoche zu einer Störung der Zellwanderung aus der Neuralleiste im Bereich des Mesenzephalons. Dies führt zu einer Dysgenesie der Iristrabekel, und in den meisten Fällen zu einem bilateralen grünen Star. Eine Dysgenesie bezeichnet dabei eine fehlerhafte oder abweichende Entwicklung. Zusätzlich entwickeln sich die Descemet-Membran und das Endothel im Zentrum der Hornhaut nicht richtig, was zu einer Hornhauttrübung in der Mitte führt und Synechien zwischen Iris und Kornea verursacht.

Die Verwachsungen (Synechien) können sich von der Außenseite der Iris bis zur Einschränkung im Zentrum ausbreiten. Darüber hinaus liegt die Vorderkammer zu nahe an der Kornea, was zur Entwicklung eines Katarakts führen kann. Weitere Auswirkungen umfassen faziale Dysmorphien sowie Hypospadie. Faziale Dysmorphien sind Gesichtsfehlbildungen und unter Hypospadie versteht man eine angeborene Fehlbildung im Bereich der männlichen Harnröhre.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung der Peters-Anomalie richtet sich nach den individuellen Symptomen und der Schwere der Erkrankung. In einigen Fällen kann eine Korrektur der Korneatrübung durch eine Hornhauttransplantation erfolgen. Dabei wird die erkrankte Kornea durch eine gesunde Spenderhornhaut ersetzt. Dieser Eingriff kann das Sehvermögen erheblich verbessern und eine normale Entwicklung des Auges ermöglichen. Bei grünem Star kann eine medikamentöse Therapie oder in schweren Fällen auch eine Operation erforderlich sein, um den Augeninnendruck zu senken und Schäden am Sehnerv zu verhindern.

Eine häufig bevorzugte Option ist jedoch die Durchführung einer Keratoplastik. Bei der Keratoplastik werden sämtliche Schichten der geschädigten Kornea entfernt und durch eine gesunde Kornea ersetzt.

Lebensqualität und Unterstützung

Die Peters-Anomalie kann das Leben der Betroffenen erheblich beeinflussen. Da die Erkrankung angeboren ist, kann sie bereits in der Kindheit zu Sehproblemen führen, die die schulische und soziale Entwicklung beeinträchtigen können. Es ist wichtig, dass Kinder mit Peters-Anomalie frühzeitig von einem Team aus Augenärzten, Pädagogen und Therapeuten unterstützt werden, um ihre spezifischen Bedürfnisse zu erfassen und angemessene Hilfsmittel und Therapien bereitzustellen. Visuelle Hilfsmittel wie Brillen, Kontaktlinsen oder vergrössernde Sehhilfen können das Sehvermögen unterstützen und die Lebensqualität verbessern.

Forschung und Zukunftsaussichten

Obwohl die Peters-Anomalie eine seltene Erkrankung ist, wird intensiv an ihrer Erforschung gearbeitet. Neue Erkenntnisse über die genetischen Ursachen und zugrunde liegenden Mechanismen könnten in Zukunft zu verbesserten Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten führen. Darüber hinaus ermöglichen Fortschritte in der regenerativen Medizin und Stammzellforschung die Hoffnung auf innovative Ansätze zur Behandlung von Hornhauttrübungen und anderen Symptomen der Peters-Anomalie. Durch kontinuierliche Forschung und den Austausch von Informationen können wir hoffen, die Lebensqualität von Menschen mit Peters-Anomalie weiter zu verbessern und ihre Sehfähigkeit zu maximieren.

Fazit

Die Peters-Anomalie ist eine seltene Augenerkrankung, die mit Korneatrübungen, Anomalien der Iris und grünem Star einhergeht und bei der es bereits in der späten Phase der dritten Embryonalwoche zu einer Störung der Zellwanderung aus der Neuralleiste im Bereich des Mesenzephalons kommt. Obwohl die genauen Ursachen noch nicht vollständig verstanden sind, ermöglichen Fortschritte in der medizinischen Forschung eine bessere Diagnose und Behandlung der Erkrankung. Mit einer frühzeitigen Diagnose und angemessener Unterstützung können die Betroffenen eine verbesserte Lebensqualität erreichen und ihr Sehvermögen maximieren. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Forschungsergebnisse dazu beitragen werden, die Ursachen der Peters-Anomalie aufzuklären und neue therapeutische Ansätze zu entwickeln. Durch die kontinuierlichen Fortschritte in der medizinischen Forschung und die Unterstützung der Betroffenen können wir hoffen, dass eine vielversprechende Zukunft für Menschen mit Peters-Anomalie in Aussicht steht.

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