Lidrandentzündung (Blepharitis)

Kategorien: AugenliderkrankungenPublished On: 7. Januar 2024Von 7,7 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

lidrandentzuendung 1

Lidrandentzündung: Einführung

Die Lidrandentzündung, medizinisch als Blepharitis bekannt, ist eine entzündliche Erkrankung der Augenlidränder, die oft zu einer chronischen Lidrandentzündung führen kann. Diese Krankheit kann verschiedene Bereiche des Augenlids betreffen und manifestiert sich in unterschiedlichen Formen. Sie kann die vordere (anteriore) oder hintere (posteriore) Kante des Lides betreffen und manchmal beide Bereiche gleichzeitig. Es gibt verschiedene Formen der Lidrandentzündung: Die infektiöse Lidrandentzündung und die nicht-infektiöse Lidrandentzündung.

Lidrand-Entzündung ist bekannt für ihre hartnäckigen und oft unangenehmen Symptome wie Juckreiz, Brennen und Reizung. Die Krankheit kann Menschen jeden Alters betreffen, tritt jedoch häufiger bei älteren Menschen auf, da altersbedingte Veränderungen in der Hautbeschaffenheit und Tränendrüsenfunktion die Entstehung begünstigen können. Die Behandlung und das Management der Lidrandentzündung erfordern oft eine Kombination aus medizinischen und pflegerischen Massnahmen und eine langfristige Überwachung, um eine Verschlechterung der Symptome zu verhindern.

Risikofaktoren und Ursachen einer Lidrandentzündung

Eine Lidrandentzündung kann durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, wobei die genaue Ursache oft schwer zu bestimmen ist. Zu den Hauptursachen zählen:

  • Bakterielle Infektionen: Eine Überwucherung von Bakterien, die normalerweise auf der Haut leben, ist eine häufige Ursache.
  • Seborrhoische Dermatitis: Diese Hauterkrankung führt zu fettiger Haut und Schuppen und kann sich auch auf die Augenlider auswirken.
  • Meist durch Staphylokokkus: Die kugelförmigen Bakterien gehören zur natürlichen Hautflora und kommen auch auf der Haut gesunder Menschen vor. Wenn sie in das Lid eindringen, können sie eine verstärkte Verdickung des Sekrets der Meibom-Drüsen verursachen, was letztendlich zu einer Verstopfung und somit zu einer infektiösen Blepharitis führen kann.
  • Rosacea: Eine chronische Hauterkrankung, die Rötung und Inflammation im Gesicht verursacht, kann auch die Augenlider betreffen.
  • Allergische Reaktionen: Allergien gegen Kosmetika, Kontaktlinsenlösungen oder Medikamente können eine Blepharitis auslösen oder verschlimmern.
  • Demodex-Milben: Kleine Parasiten, die häufig auf den Wimpern gefunden werden, können eine Inflammation der Lidränder verursachen.
  • Trockene Augen: Dieser Zustand kann eine Lidrandentzündung verschlimmern oder sogar verursachen.
  • Das Benutzen von Kosmetika, Pflegeprodukten und das Tragen von Kontaktlinsen
  • Meibomdrüsendysfunktion: Eine Störung der Meibomdrüsen, die für die Produktion von Ölen zur Stabilisierung des Tränenfilms verantwortlich sind, kann zu einer posterioren Lidradentzündung führen.

Es handelt sich um Talgdrüsen, die sich auf der Innenseite des unteren oder des oberen Lids befinden. Pro Auge sind etwa 70 dieser Drüsen vorhanden. Sie produzieren eine ölige Flüssigkeit, die als äußere Schicht auf den Tränenfilm gelangt – die sogenannte Lipidschicht. Diese Schicht dient als Schutzfilm, verhindert die Verdunstung der Tränenflüssigkeit und erhält die Feuchtigkeit im Auge aufrecht. Die Lipidschicht bildet eine Schutzbarriere auf der Oberfläche des Auges und schützt es zudem vor Verunreinigungen sowie kleinen Verletzungen.

Wenn die Ausführungsgänge der Meibom Drüsen verstopft sind oder die Drüsensekretion gestört ist, fehlt dem Tränenfilm die schützende Schicht. Das Augenlid reibt bei jedem Blinzeln direkt auf der Augenoberfläche, was zu Reizungen führt. Dies kann zu Trockenheit, ständiger Reizung des Augapfels durch das Blinzeln und Lidrand-Entzündung führen. Häufig gehen mit dieser Krankheit Verkrustungen, Schuppenbildung und Fremdkörpergefühl im Auge einher. Augenbrennen, Rötungen, vermehrtes Tränenfluss, leichte Schwellungen und schnelle Augenermüdung sind weitere Anzeichen für eine Lidrand-Entzündung.

Zu den Risikofaktoren gehören Umweltfaktoren wie Rauch und Luftverschmutzung, hormonelle Veränderungen, ein geschwächtes Immunsystem sowie eine genetische Veranlagung.

Symptome einer Lidrandentzündung

Die Symptome der Lidrandentzündung sind vielfältig und können sich im Laufe der Zeit verändern:

  • Rötung und Schwellung der Augenlider: Der Lidrand beider Augen kann stark entzündet, gerötet und geschwollen sein.
  • Brennen oder Juckreiz: Ein unangenehmes Brennen oder Juckreiz in der Nähe der Augen-Lider ist häufig.
  • Schuppige Haut um die Augen: Es können sich Schuppen oder Krusten an den Lidrändern bilden, besonders nach dem Schlafen.
  • Abnormales Wimpernwachstum: In schweren Fällen kann es zu einem unregelmässigen Wachstum oder Ausfall der Wimpern kommen.
  • Tränende oder trockene Augen: Die Augen können ungewöhnlich tränend oder trocken sein.
  • Krüstenbildung an den Wimpern oder Lidrändern: Eine krustige Schicht um die Wimpernbasis und das Augenlid ist oft zu beobachten.
  • Erhöhte Lichtempfindlichkeit und verschwommenes Sehen: Viele Patienten berichten von einer gesteigerten Empfindlichkeit gegenüber Licht und gelegentlicher Verschlechterung der Sehschärfe.

Diagnose

Die Diagnose einer Lidrand-Entzündung wird durch eine Kombination aus Anamnese, Patientenbefragung und klinischer Untersuchung gestellt. Der Augenarzt wird die Lider, Wimpern und die gesamte Augenregion genau untersuchen. Abstriche der Lidränder können zur Analyse von Bakterien oder anderen Erregern herangezogen werden. Tränentests bewerten die Qualität und Menge der Tränen, um das Vorhandensein von Augentrockenheit zu bestimmen. In einigen Fällen können weitere Untersuchungen erforderlich sein, um andere Augenprobleme auszuschliessen. Außerdem wird mit Hilfe einer Spaltlampe untersucht, ob die Hornhaut bereits Schaden genommen hat.

Differentialdiagnostik

Bei der Diagnose von Lidrand-Entzündung ist es wichtig, andere Krankheiten, die ähnliche Symptome hervorrufen können, auszuschließen oder zu identifizieren. Diese sogenannten Differentialdiagnosen umfassen eine Reihe von Augenerkrankungen und -zuständen, die in Betracht gezogen werden sollten:

  • Konjunktivitis (Bindehautentzündung): Eine akute Inflammation oder Infektion der Bindehaut, die durch Viren, Bakterien oder Allergien verursacht werden kann. Symptome sind Rötung und Brennen der Augen, was auch bei Lidrand-Entzündung auftritt.
  • Allergische Augenerkrankungen: Allergische Reaktionen, die das Auge betreffen, können Symptome wie Juckreiz, Rötung und Schwellung hervorrufen, die denen der Lidrand-Entzündung ähneln.
  • Augentrockenheit (Keratoconjunctivitis sicca): Diese Krankheit , die durch unzureichende Tränenproduktion oder eine schlechte Tränenqualität gekennzeichnet ist, kann Symptome wie Brennen, Rötung und das Gefühl von Fremdkörpern im Auge verursachen.
  • Meibomdrüsendysfunktion (MGD): Obwohl MGD oft eine Ursache der Lidrand-Entzündung ist, kann sie auch als eigenständige Krankheit auftreten, die sich durch Lidrandentzündungen und veränderte Tränenfilmqualität auszeichnet.
  • Demodex-Follikulitis: Ein Befall der Wimpernfollikel durch Demodex-Milben kann zu Symptomen führen, die denen der infektiösen Lidrandes ähneln, einschließlich Lidrand-Entzündung und Schuppung.
  • Chalazion und Hordeolum (Gerstenkorn): Diese Lidrandveränderungen, verursacht durch blockierte Drüsen, können zu Schwellungen führen, die anfänglich mit Lidrand-Entzündung verwechselt werden können.
  • Dakryozystitis: Eine Inflammation des Tränensacks, die zu Rötung, Schwellung und Schmerzen führen kann, ähnlich wie bei Lidrand-Entzündung.
  • Okulärer Herpes Simplex oder Herpes Zoster: Diese viralen Infektionen können Bläschen auf den Lidern und andere Entzündungssymptome verursachen, die eine Lidrand-Entzündung imitieren können.

Die Lidrand-Entzündung ist nicht zu verwechseln mit einem Hagelkorn: Während die Lidrand-Entzündung den gesamten Bereich der Lidränder betrifft, tritt ein Hagelkorn als schmerzlose, punktuelle Schwellung am Lidrand auf, verursacht durch den Verschluss einer einzelnen Talgdrüse. Ähnlich verhält es sich beim Gerstenkorn, bei dem zusätzlich zu dieser Schwellung eine schmerzhafte Inflammation auftritt, die meist durch Bakterien verursacht wird.

Behandlung der Blepharitis

Die Behandlung der Lidrand-Entzündung hängt von der spezifischen Ursache und Schwere der Krankheit ab:

  • Gute Lidrandhygiene: Die tägliche Reinigung der Lider mit warmem Wasser und milden Reinigungsmitteln ist grundlegend. Am besten führen Sie die Lidrandreinigung mit einem Wattestäbchen vorsichig von unten nach oben durch, also vom Unterlid zum Oberlid, um das Sekret des Lidrands zu entfernen. Denn das Sekret verklebt die Wimpern.
  • Antibiotischen Salben oder Tropfen: Bei einer bakteriellen Infektion. Auch Antibiotikum kann ebenfalls Abhilfe schaffen.
  • Steroidhaltige Salben: Zur Reduzierung der Entzündung.
  • Kortisonhaltige Augentropfen: Können bei schwereren Entzündungen verschrieben werden und in der Apotheke geholt werden.
  • Ciclosporin Augentropfen: Diese immunmodulierende Form von Augentropfen werden eingesetzt, um Entzündungen zu reduzieren und sind besonders bei langfristiger Behandlung nützlich.
  • Tränenersatzmittel: Bei trockenen Augen. Für die Nacht können dickere Präparate verwendet werden, die langsamer verdunsten.
  • Warme Kompressen und Lidmassage: Zur Verbesserung der Funktion der Meibom-Drüsen.
  • Behandlung von Grunderkrankungen: Die Behandlung von Hauterkrankungen wie Rosacea oder seborrhoische Dermatitis kann auch zur Linderung der Lidrand-Entzündung beitragen.

Vorbeugung

Welche Maßnahmen zur Vorbeugung gibt es für eine Lidrandentzündung:

  • Gute Augenhygiene: Regelmässige und sorgfältige Reinigung der Augen-Lider.
  • Vermeidung von irritierenden Substanzen: Wie Make-up oder allergieauslösende Produkte.
  • Kontrolle von Hauterkrankungen: Behandlung von begleitenden Hauterkrankungen.
  • Regelmässige augenärztliche Untersuchungen: Für Personen, die zu Lidrand-Entzündung neigen.

Zusammenfassung

Blepharitis, eine häufige Entzündung der Augenlidränder, welche oft chronisch verlaufen kann. Sie wird durch verschiedene Faktoren wie bakterielle Infektionen, Hautkrankheiten, Allergien oder eine Dysfunktion der Meibomdrüsen verursacht. Unter einer Lidrandentzündung zu leiden ist für Betroffene extrem unangenehm: Typische Symptome sind Rötung, Schwellung, Juckreiz und Brennen der Augen-Lider, begleitet von eventueller Schuppenbildung und Trockenheit der Augen. Eine genaue Diagnose und individuell abgestimmte Behandlung z.B. durch antibiotische Augentropfen oder Augensalben durch einen Augenarzt sind für ein effektives Management der Erkrankung entscheidend.

Behandlungsmethoden reichen von guter Lidhygiene und speziellen Augentropfen bis hin zur Behandlung von zugrunde liegenden Hauterkrankungen. Bei Fragen oder für eine individuelle Beratung stehen unsere Augenärzte in Chur zur Verfügung. Mit der richtigen Behandlung können die meisten Menschen mit Blepharitis ihre Symptome gut kontrollieren und ein komfortables Leben führen.

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