Polypoidale choroidale Vaskulopathie
Dr. med. Richard Nagy
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Inhaltsverzeichnis
- Was ist eine polypoidale choroidale Vaskulopathie?
- Was sind die Ursachen für eine polypoidale choroidale Vaskulopathie?
- Welche Symptome treten bei der polypoidalen choroidalen Vaskulopathie auf?
- Wie wird die polypoidale choroidale Vaskulopathie diagnostiziert?
- Behandlung der polypoidalen choroidalen Vaskulopathie
- Zusammenfassung
- Quellen

Was ist eine polypoidale choroidale Vaskulopathie?
Die polypoidale choroidale Vaskulopathie (PCV) ist eine degenerative Augenerkrankung, die als choroidale Neovaskularisation definiert wird. Sie stellt eine Sonderform der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) dar und betrifft hauptsächlich Menschen ab 60 Jahren. Gelegentlich erkranken jedoch auch Jüngere daran.
Polypoidale choroidale Vaskulopathie ist gekennzeichnet durch subregionale, vaskuläre Läsionen in Verbindung mit serösen, hämorrhagischen Ablösungen des retinalen Pigmentepithels im Makulabereich. Hier, im sogenannten „gelben Fleck“, befindet sich das Zentrum der Netzhaut.
Die Bezeichnung dieser degenerativen Augenerkrankung gibt deren typisches Erscheinungsbild wieder: ein Netzwerk aus sich verzweigenden Blutgefässen, welche an ihren Enden Polypen ähnelnde aneurysmatische Erweiterungen aufweisen. Genau diese Verzweigungen und Erweiterungen der Gefässe unterscheiden die PCV von der ansonsten sehr ähnlichen AMD.
Die für eine polypoidale choroidale Vaskulopathie typischen Polypen und Aneurysmen bilden sich kaum wieder von selbst zurück. Eher nehmen diese Gefässanomalien noch zu. Sie können zu Flüssigkeitsansammlungen und Vernarbungen führen und die Makula und Sehkraft für immer schädigen.
Was sind die Ursachen für eine polypoidale choroidale Vaskulopathie?
Die Ursachen der polypoidalen choroidalen Vaskulopathien sind noch unklar. Statistisch lässt sich neben dem häufigeren Auftreten ab einem Lebensalter von über 60 Jahren ein ethnischer Zusammenhang nachweisen: Menschen asiatischer und afrikanischer Abstammung erkranken häufiger als Menschen europäischer Abstammung.
Auch sind unter anderem je nach Ethnie Unterschiede bei der jeweiligen Anzahl der Betroffenen hinsichtlich ihres Geschlechtes feststellbar. Risikofaktoren sind bisher unbekannt, weshalb eine direkte Vorbeugung vorerst nicht möglich ist.
Allenfalls kann eine regelmässige augenärztliche Untersuchung des Augenhintergrunds ab circa 60 Jahren zur Früherkennung einer möglichen polypoidalen choroidalen Vaskulopathie führen und die Erfolgschance einer entsprechend zeitigen Behandlung erhöhen.
Diskutiert wird in der Ursachenforschung eine eventuelle Neigung der Aderhaut, Gefässerweiterungen und Aneurysmen zu bilden.
Welche Symptome treten bei der polypoidalen choroidalen Vaskulopathie auf?
Charakteristisch für eine polypoidale choroidale Vaskulopathie sind Sehstörungen wie trübes oder verschwommenes Sehen sowie ein zentraler oder parazentraler Gesichtsfeldausfall. Dabei bleibt der schleichende Verlauf anfangs häufig unbemerkt.
Erst wenn beim Lesen Buchstaben nicht mehr scharf erkennbar sind oder später die Wahrnehmung von Kontrasten und Farben schwindet, suchen Erkrankte einen Augenarzt auf. Der Gesichtsfeldausfall macht sich als „blinder Fleck“ im zentralen Sehbereich – der Makula – bemerkbar, da die Netzhaut ausserhalb der Makula bei diesem Leiden intakt bleibt.
Wie wird die polypoidale choroidale Vaskulopathie diagnostiziert?
Nach Schilderung der typischen Symptome seitens des Patienten wird der Augenarzt in seiner Diagnosefindung auch dem Verdacht auf eine PCV nachgehen. Eine durchbrechende Glaskörperblutung kann ein weiteres Indiz sein.
Sicher diagnostizieren lässt sich eine polypoidale choroidale Vaskulopathie nur über eine Indocyaningrün-Angiographie (ICGH). Dafür erhält der Patient den Medizin-Farbstoff Indocyaningrün in die Armvene injiziert.
Über eine Spezialkamera sind die Netzhautgefässe dank des Farbstoffs anschliessend deutlicher sichtbar. Gemeinsam mit parallel eingesetzten und mit Infrarotlicht arbeitenden Kamerasystemen lässt sich bei Vorliegen einer PCV deren Diagnose klar bestätigen.
Indocyaningrün wird fast immer gut vertragen und später in der Leber vollständig abgebaut. Kontraindiziert aufgrund nicht vollständig geklärter Risiken ist der Farbstoff jedoch bei einer Schwangerschaft und bestimmten Erkrankungen, weshalb sich vor dieser Untersuchung ein Austausch mit dem Hausarzt empfiehlt.
Ein ähnliches Diagnoseverfahren mit einem anderen Kontrastmittel stellt die Fluoreszin-Angiographie (FA) dar. Als alleinige Untersuchungsmethode kommt das Verfahren zwar kaum noch infrage. Es kann aber unterstützend dazu beitragen, die gestellte Diagnose einer PCV von weiteren degenerativen Makula-Erkrankungen abzugrenzen.
Hilfreich bei der Diagnose ist zudem die Optische Kohärenztomographie (OCT). Sie zeigt im Bild eine scharf abgrenzbare Protrusion vom retinalen Pigmentepithel als Zeichen der polypoidalen Gefässveränderung.
Diese Augenkrankheit kann nicht durch Labortests nachgewiesen werden, da es keine signifikanten Marker gibt, die für die Augenheilkunde oder Ophthalmologie nutzbar sind.
Behandlung der polypoidalen choroidalen Vaskulopathie
Vorweg: Heilbar ist die polypoidale choroidale Vaskulopathie nicht. Eine fachkundige Behandlung vermag aber ihr Fortschreiten zu hemmen. Meistens lässt sich so ein weiterer Verlust des Sehvermögens aufhalten. Je früher eine polypoidale choroidale Vaskulopathie diagnostiziert ist, desto besser wird der Behandlungserfolg sein.
Eine Behandlungsmethode ist hier die Anti-VEGF-Therapie: Dabei injiziert der Arzt das Medikament Aflibercept intravitreal ins Auge, was die Aktivität der Wachstumsfaktoren in den Gefässen hemmt.
Weil Anti-VEGF-Medikamente polypoide Läsionen oft nur eingeschränkt lösen können, werden sie für noch bessere Resultate gern mit der Photodynamischen Therapie (PDT) kombiniert. Eine weitere Option ist die Behandlung mit einem thermischen Laser (Laserphotokoagulation).
Chirurgische Therapiemethoden stehen derzeit noch nicht zur Verfügung.
Auch nach gutem Ansprechen des Patienten auf die Behandlung seiner polypoidalen choroidalen Vaskulopathie sind fortgesetzte engmaschige Kontrollen ratsam, da es zu einem erneuten Schub der Erkrankung kommen kann.
Wenn Sie mehr Informationen über die Diagnostik und Therapie der polypoidalen choroidalen Vaskulopathie benötigen, können Sie gerne unsere Augenärzte in Chur anrufen.
Zusammenfassung
Es ist empfehlenswert, bei nachlassendem Sehvermögen umgehend einen Augenarzt aufzusuchen, da Veränderungen der Neuroretina und des retinalen Pigmentepithels in der Nähe der Papille oder im Makula-Bereich ursächlich für die beeinträchtigte Sehschärfe sein können. Unscharfes Sehen, nachlassende Wahrnehmung von Farben oder Kontrasten und ein Gesichtsfeldausfall sind typisch für die polypoidale choroidale Vaskulopathie.
Hier gilt: Je früher diagnostiziert, desto wirksamer kann das Fortschreiten der Erkrankung oder nahezu ein Stillstand erreicht werden. Einmal erkannt, ist die Prognose recht gut, dass der Sehverlust aufgehalten und eine drohende Erblindung verhindert wird. Empfehlenswert sind ausserdem insbesondere bei Älteren ab 60 Jahren regelmässige Früherkennungsuntersuchungen beim Augenarzt.