Hagelkorn (Chalazion) im Auge – Ursachen und Behandlung
Dr. med. Richard Nagy
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Inhaltsverzeichnis
- Das Wichtigste in Kürze
- Was ist ein Hagelkorn (Chalazion)?
- Ist ein Hagelkorn gefährlich?
- Ursachen eines Hagelkorns
- Lassen Sie uns sprechen
- Symptome eines Hagelkorns
- Hagelkorn geht nicht weg: Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
- Wie wird ein Hagelkorn behandelt?
- Was kann man selbst gegen ein Hagelkorn tun?
- Hagelkorn zum Platzen bringen – keine gute Idee
- Augenarzt-Fazit

Ein Hagelkorn am Auge ist ein meist harmloses Phänomen, das jedoch für Betroffene belastend sein kann. Es handelt sich um eine chronische, knotenartige Entzündung einer Talgdrüse am Lidrand, die durch einen verstopften Ausführungsgang entsteht. Im Gegensatz zum oft schmerzhaften Gerstenkorn ist das Hagelkorn in der Regel nicht bakteriell bedingt und verursacht meist keine Schmerzen. Dennoch führt die sichtbare Schwellung oft zu kosmetischen Beeinträchtigungen und Verunsicherung.
In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie ein Hagelkorn erkennen, von einem Gerstenkorn unterscheiden und was Sie selbst unternehmen können, um die Heilung zu beschleunigen.
Was ist ein Hagelkorn (Chalazion)?
Ein Hagelkorn (Chalazion) ist eine gutartige, nicht ansteckende Schwellung am Augenlid. Sie entsteht durch eine Verstopfung und anschließende chronische Entzündung der Meibom- oder Zeisdrüsen. Diese winzigen Drüsen sitzen in großer Zahl im Lidrand und produzieren ein ölhaltiges Sekret, das für die Stabilität und gleichmäßige Verteilung des Tränenfilms auf der Augenoberfläche wichtig ist.
Wenn der Ausführungsgang dieser Drüse blockiert wird, zum Beispiel durch verdicktes Sekret, Entzündungsreste oder Hautschuppen, staut sich die Flüssigkeit in der Drüse auf. Mit der Zeit verhärtet sich der Inhalt, und das Gewebe reagiert mit einer körnigen, knotigen Entzündungsreaktion.
Das Hagelkorn ist in den meisten Fällen schmerzlos, wächst über Tage oder Wochen langsam und fühlt sich beim Tasten wie ein kleines, festes Kügelchen an. Es kann sowohl am Ober- als auch am Unterlid auftreten. Häufig tritt es direkt an der Lidkante auf, kann sich aber auch in geringem Abstand dazu befinden.
Was ist der Unterschied zu einem Gerstenkorn?
Auf den ersten Blick kann ein Hagelkorn leicht mit einem Gerstenkorn (Hordeolum) verwechselt werden, da beide als Schwellung am Lid auftreten. Die Unterschiede liegen jedoch in Ursache, Verlauf und Symptomatik.
Ein Gerstenkorn ist eine akute, bakterielle Entzündung einer Lidranddrüse, die häufig durch Staphylokokken ausgelöst wird. Es entsteht innerhalb weniger Tage und geht mit deutlicher Rötung, Schwellung und Schmerzen einher. Oft bildet sich Eiter, und der Knoten kann spontan aufplatzen und abheilen.
Das Hagelkorn hingegen ist nicht bakteriell, sondern eine chronische, sterile Entzündung infolge einer Abflussstörung der Meibom-Drüse. Es entwickelt sich langsamer, ist in der Regel schmerzlos und bleibt über Wochen oder sogar Monate bestehen, wenn es nicht behandelt wird.
Interessanterweise kann ein unbehandeltes oder abheilendes Gerstenkorn in ein Hagelkorn übergehen, wenn der Infekt abklingt, aber das Sekret weiterhin gestaut bleibt.
Ist ein Hagelkorn gefährlich?
Ein Hagelkorn ist in den allermeisten Fällen harmlos. Die Erkrankung ist nicht infektiös und somit für andere Personen nicht ansteckend. In seltenen Fällen kann es jedoch Komplikationen geben.
Wird das Hagelkorn sehr groß, kann es den Lidschluss behindern, Druck auf die Hornhaut ausüben oder sogar das Sehen einschränken. Auch eine sekundäre Entzündung ist möglich, wenn Bakterien in das verstopfte Gewebe eindringen.
Ein Hagelkorn, das immer wieder auftritt oder sich als ungewöhnlich hartnäckig erweist, sollte augenärztlich untersucht werden. Dahinter könnte sich eine chronische Lidrandentzündung, Hauterkrankungen wie Rosazea oder eine andere Lidveränderung (sehr selten) verbergen. In sehr seltenen Fällen kann sich auch ein Lidrandtumor in einer ähnlichen Weise wie ein Hagelkorn äußern.
Ursachen eines Hagelkorns
Die unmittelbare Ursache eines Hagelkorns ist in den meisten Fällen eine Verstopfung einer Meibom-Drüse im Lidrand. Diese Drüsen geben ihr fetthaltiges Sekret normalerweise in kleinen Mengen kontinuierlich in den Tränenfilm ab.
Ist der Ausführungsgang blockiert, staut sich das Sekret, verdickt sich und verhärtet. Das Immunsystem reagiert darauf mit einer Entzündungsreaktion, die aber nicht durch Bakterien, sondern durch den Fremdkörperreiz des gestauten Materials entsteht.
Verschiedene Faktoren können das Risiko für eine solche Blockade erhöhen:
- Lidrandentzündungen (Blepharitis): Chronische Entzündungen des Lidrandes können zu verstopften Drüsen führen.
- Hauterkrankungen: Rosazea, Seborrhoe oder Neurodermitis verändern die Talgproduktion und begünstigen Verstopfungen.
- Vorherige Infektionen: Nach einem Gerstenkorn ist das Drüsengewebe oft noch geschwollen und neigt zu erneuter Verstopfung.
- Ungünstige Lidrandhygiene: Seltene Reinigung bei Make-up-Trägern oder falsches Abschminken kann Rückstände hinterlassen.
- Augentrockenheit: Führt zu Veränderungen im Tränenfilm, wodurch das Drüsensekret dickflüssiger wird.
Psyche als Ursache
Obwohl Stress nicht direkt ein Hagelkorn „verursacht", kann er doch eine entscheidende Rolle spielen. Dauerhafter psychischer Druck, Schlafmangel und emotionale Belastungen führen zu hormonellen Veränderungen, die den Fettstoffwechsel der Haut beeinflussen.
Gleichzeitig schwächt Stress das Immunsystem und kann bestehende Haut- und Lidrandentzündungen verstärken. Bei Menschen, die zu Hautproblemen neigen, treten Hagelkörner daher oft in Phasen erhöhter Belastung gehäuft auf.
Symptome eines Hagelkorns
Ein Hagelkorn fällt meist als runde, tastbare Schwellung am Lid auf. Die Haut darüber ist in vielen Fällen normal gefärbt oder nur leicht gerötet. Da die Entzündung nicht bakteriell ist, fehlt der typische pochende Schmerz, wie Sie ihn vom Gerstenkorn kennen.
Die Lage des Hagelkorns variiert: Sind die Zeis-Drüsen betroffen, liegt es oberflächlich. Ein Verschluss der Meibom-Drüsen führt zu einem tieferen Hagelkorn.
Größere Hagelkörner können ein unangenehmes Druckgefühl verursachen, vor allem beim Blinzeln oder wenn man das Auge nach unten oder oben bewegt. Sitzt das Hagelkorn in unmittelbarer Nähe zur Hornhaut, kann es sogar den Tränenfilm stören und zu leicht verschwommenem Sehen führen.
Wächst das Hagelkorn nach innen, in Richtung der Bindehaut, kann sich an der Lidinnenseite gelegentlich ein gelblich-weißer Punkt zeigen.
Hagelkorn geht nicht weg: Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
Ein Besuch beim Augenarzt ist dann empfehlenswert, wenn:
- das Hagelkorn länger als zwei bis drei Wochen unverändert bleibt.
- es sehr groß wird oder den Lidschluss beeinträchtigt.
- Schmerzen, starke Rötung oder Eiter auftreten (möglicher Infekt).
- immer wieder neue Hagelkörner entstehen (mögliche Grunderkrankung).
- die Diagnose unsicher ist oder eine bösartige Veränderung ausgeschlossen werden muss.
Besonders bei Kindern oder älteren Patienten sollten Sie frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, da die Hornhaut bei längerem Druck Schaden nehmen kann.
Wie wird ein Hagelkorn behandelt?
Das Hagelkorn heilt meistens nach ein paar Tagen/Wochen von selbst ab. Deshalb wird Ihr Augenarzt zunächst zu geduldigem Abwarten raten. Andererseits kann aber auch eine Therapie eingeleitet werden, die sich ein rasches Abschwellen zum Ziel setzt. Die konservative Methode besteht aus warmen Kompressen, die in etwa bei der Hälfte der Fälle zu schnellem Erfolg führen. Falls sich das Chalazion dagegen als widerborstig erweist, kommt eine lokale Injektion mit Glukokortikoiden infrage. In sehr seltenen Fällen ist auch mal ein kleiner operativer Eingriff erforderlich.
Hagelkorn entfernen lassen
Wenn ein Hagelkorn auch nach mehreren Wochen nicht abklingt oder sehr störend ist, kann ein Augenarzt es operativ entfernen. Der Eingriff dauert wenige Minuten, wird unter lokaler Betäubung durchgeführt und erfolgt meist von der Lidinnenseite, sodass keine sichtbare Narbe bleibt.
Dabei wird das Hagelkorn eröffnet und das gestaute Sekret sowie das entzündliche Gewebe entfernt. Nach der Operation wird oft eine antibiotische Salbe verordnet.
Was kann man selbst gegen ein Hagelkorn tun?
Hausmittel
- Warme feuchte Umschläge (z. B. mit sauberem Tuch oder spezieller Augenmaske)
- Sanfte Lidmassage nach dem Erwärmen
- Vorsicht bei Kamille: Sie kann allergische Reaktionen hervorrufen und ist nicht für jeden geeignet.
Medikamente
- Kortisonhaltige Augensalben können die Entzündung reduzieren (nur nach ärztlicher Verordnung).
- Antibiotische Salben sind nur sinnvoll, wenn zusätzlich eine bakterielle Infektion vorliegt.
- Tränenersatzmittel verbessern den Tränenfilm und unterstützen die Drüsenfunktion.
Hagelkorn zum Platzen bringen – keine gute Idee
Das eigenhändige Aufstechen oder Ausdrücken eines Hagelkorns ist gefährlich. Zum einen liegt der Knoten tief im Gewebe, sodass er sich kaum vollständig entleeren lässt, zum anderen erhöhen Sie das Risiko für Infektionen, Abszesse oder Narbenbildung erheblich. Zudem kann sich die Entzündung durch unsachgemäßes Manipulieren ins umliegende Gewebe ausbreiten.
Augenarzt-Fazit
Ein Hagelkorn ist meist harmlos, aber unangenehm. Mit Wärme, Geduld und konsequenter Lidpflege lassen sich die meisten Fälle ohne Operation behandeln.
Wenn die Schwellung lange besteht, immer wieder auftritt oder schmerzt, sollte ein Augenarzt die Ursache genau klären und gegebenenfalls eingreifen. Vorbeugend helfen eine gute Lidrandhygiene, das Meiden von übermäßigem Stress und die Behandlung von Grunderkrankungen wie Rosazea oder Blepharitis.