Glaskörperabhebung

Kategorien: GlaskörperPublished On: 26. März 2022Von 8,9 min read

Dr. med. Gabriele Valaisaite

Fachärztin für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

glaskoerperabhebung

Was ist der Glaskörper?

Der Glaskörper (Corpus vitreum) ist ein transparentes, extrazelluläres Gel mit einem komplizierten strukturellen Gerüst aus Kollagen, löslichen Proteinen, Hyaluronsäure und Wasser. Er besteht zu 98 Prozent aus Wasser. Er macht zwei Drittel des Gesamtvolumens des Auges aus. Die hohe Wasserkonzentration im Glaskörper ist eine wesentliche Voraussetzung für das grosse Volumen des Glaskörpers und den Augeninnendruck, der für die Ausdehnung des Auges während der Entwicklung und die enge Anlagerung der Netzhaut an das Pigmentepithel erforderlich ist. Er sorgt im Augeninneren für einen gleichbleibenden Druck auf alle Seiten. Umgeben wird das Glaskörpergel von einer hauchdünnen Membran, der sogenannten Glaskörpergrenzmembran. Diese schmiegt sich vorn an die Linse sowie seitlich und hinten an die Netzhaut an. Während die Verbindungen zwischen Glaskörper und Netzhaut in den meisten Bereichen unregelmäßig sind, bestehen an bestimmten Stellen feste Anheftungen. Diese finden sich insbesondere an der Netzhautmitte (Makula, der Bereich des schärfsten Sehens), am Sehnerv, entlang der Netzhautgefäße und an der äußersten Peripherie der Netzhaut (Glaskörperbasis).

Die anfänglich gelartige Konsistenz des Glaskörpers degeneriert durch einen physiologischen Prozess mit fortschreitendem Alter. Das heißt, im Laufe des Lebens gibt es eine Veränderung des Glaskörpers. Es kommt zu einer Schrumpfung des Glaskörpers. Ab etwa 50 Jahren befinden sich 25 Prozent des Glaskörpers in der Wasserphase, während mit 80 Jahren mehr als 60 Prozent des Glaskörpers von der Gelphase in die Wasserphase übergegangen sind.

 

Bedeutung und Symptome der Glaskörperabhebung

Unter einer Glaskörperabhebung versteht man in den meisten Fällen eine normale Alterserscheinung. Bei dieser löst sich der Glaskörper von der Netzhaut von ihrer Unterlage ab. Dies wird durch Veränderungen in der Zusammensetzung des Glaskörpergels bedingt. Die Erkrankung ist nicht mit Schmerzen verbunden und führt nicht zur Erblindung, aber sie verursacht zum Teil als störend empfundene Beeinträchtigungen.

Wenn sich der Glaskörper ablöst, werfen Stränge des Glaskörpers oft neue Schatten auf die Netzhaut – und diese Schatten erscheinen als Trübungen. Typisch ist die „schwappende“ oder „flottierende“ Mitbewegung der Trübungen bei jeder kleinen Augenbewegung. Patienten haben das Gefühl, dass Fliegen oder Mücken ständig vor dem Auge wären. Mit Abhebung des Glaskörpers treten bereits bestehende lichtdichte Strukturen auf, die ursprünglich nicht bemerkbar waren. Das häufigste Symptom ist eine plötzliche Zunahme von Flimmern oder Lichtblitzen (Rußregen) im peripheren Sehen, die als kleine dunkle Flecken, stäubchen- oder spinnwebenartige Gebilde oder verschnörkelte Linien wahrgenommen werden, die über das Auge wandern oder Trübungen der Sicht durch kleine Blutungen auf. Diese Blutungen im Augeninneren sind jedoch nicht schmerzhaft. Für manche Betroffenen wirkt es so, als würden sich permanent herumfliegende Insekten – Mouches volantes („fliegenden Mücken“) vor dem Auge befinden, während andere Lichtblitze (Rußregen) sowie ein Flackern oder Flimmern wahrnehmen.

In manchen Fällen bedingt die Erkrankung ernstere Augenprobleme, die eine sofortige Behandlung erforderlich machen. Ein Weg, um festzustellen, ob eine Glaskörperabhebung ein bedrohliches Augenproblem verursacht, ist eine Untersuchung mit Augenerweiterung. Wenn Sie also Symptome einer Glaskörperabhebung bemerken, sollten Sie unbedingt sofort augenärztliche Hilfe aufsuchen. Wenn Ihre Glaskörperabhebung kein ernsthaftes Augenproblem verursacht, werden Sie die Symptome wahrscheinlich nach einigen Monaten nicht mehr so stark bemerken. Je besser sich die Betroffenen mit der Lage arrangieren, desto eher gelingt es, die Lichtblitze und Trübungen mit der Zeit zu ignorieren.

Solange keine Verschlimmerung der Symptome erfolgt, nachdem Ihre Augen untersucht wurden und eine Glaskörperabhebung diagnostiziert wurde, ist der Befund in der Regel kein Anlass zur Sorge.

Ursachen und Verlauf der Glaskörperabhebung

Das Auge selbst und die Netzhaut behalten mit zunehmendem Alter ihre Grösse bei, aber die Konsistenz des Glaskörpers ändert sich so, dass sie immer flüssiger wird und der Glaskörper mit der Zeit schrumpft. Wenn dies der Fall ist, zieht er sich langsam von der Netzhaut ab und die Fasern, die die Netzhaut mit dem Glaskörper verbinden, reissen. Das hört sich für Laien zunächst bedrohlich an, sollte jedoch keinen Grund für Sorgen darstellen, denn wir brauchen den Glaskörper nicht an der Netzhaut, um gut zu sehen. Eine Glaskörperabhebung basiert auf natürlichen altersbedingten Veränderungen und stellt in den allermeisten Fällen kein Anzeichen für ein anderes Problem der Augengesundheit dar.

Obwohl eine Glaskörperabhebung allein keine langfristige Bedrohung für das Sehvermögen darstellt, können sich in seltenen Fällen Komplikationen entwickeln, die das Sehvermögen gefährden können. Wenn sich andere Netzhauterkrankungen entwickeln, die die empfindliche Nervenschicht im hinteren Teil des Auges betreffen, wie etwa eine Netzhautablösung oder ein Makulaforamen, können die Gesundheit und die Funktion der Augen gefährdet sein. In diesen Fällen ist es sehr wichtig, sofort zu reagieren.

Risikofaktoren

Die Glaskörperabhebung ist eine naDie Glaskörperabhebung ist eine natürliche und häufige Erkrankung, die sich mit zunehmendem Alter bemerkbar macht. Sie ist bei Menschen unter 40 Jahren selten und tritt in der Regel erst nach 60 Jahren auf. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für das Auftreten dieser Erkrankung und Entwicklung von Komplikationen. Wenn bereits ein Auge von einer Glaskörperabhebung betroffen ist, ist die Wahrscheinlichkeit grösser, dass sieanderen Auge auftritt. Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko einer Glaskörperabhebung, darunter:

• Diabetes
• Augenverletzungen, beispielsweise beim Sport
• Augenoperationen
• Kurzsichtigkeit (Myopie)

Diagnose und Behandlung

Um festzustellen, ob eine Glaskörperabhebung vorliegt, können verschiedene Diagnostika angewandt werden. Dazu gehören:

• dilatierte Augenuntersuchung: Der Augenarzt gibt Tropfen in Ihr Auge, um die Pupille zu erweitern, und schaut dann mit einem beleuchteten Instrument hinein. Der Test ist in der Regel schmerzlos, ausser dass Sie vielleicht einen leichten Druck spüren.
• Augen-Ultraschall: Bei dieser schmerzlosen Untersuchung werden mit Hilfe von Hochfrequenz-Schallwellen Bilder aus dem Inneren Ihres Auges gemacht, die Grösse des Auges gemessen und seine Struktur dargestellt.

Wenn Ihre Glaskörperabhebung keine ernstere Augenerkrankung verursacht, brauchen Sie wahrscheinlich keine Behandlung. Wenn Sie die Trübungen nach einigen Monaten immer noch stören und Mouches volantes (fliegende Mücken) plötzlich in dichten Schwärmen auftreten, wird Ihnen möglicherweise eine Operation vorgeschlagen, um die Trübungen zu entfernen. Sprechen Sie mit Ihrem Augenarzt oder Ihrer Augenärztin über die Risiken und Vorteile eines solchen Eingriffs.

Einige Techniken können dabei helfen, mit den Trübungen und Blitzen, die mit einer Glaskörperabhebung einhergehen, besser umzugehen. Dazu gehören:

• Bewegen Sie Ihre Augen vorsichtig im Kreis. Dadurch kann das Flimmern aus Ihrem direkten Blickfeld verschwinden.
• Verringern Sie die Helligkeit von Bildschirmen wie Smartphones, Computern und Fernsehern.
• Tragen Sie in hellen Umgebungen eine Sonnenbrille, damit die Lichtblitze weniger auffallen.

Viele Betroffene mit leichten Symptomen, die sich belästigt fühlen, können davon überzeugt werden, den Befund zu ignorieren. Die Zusicherung eines Arztes oder einer Ärztin, dass die Erkrankung keine Gefahr für das Sehvermögen darstellt, kann sehr hilfreich sein.

Einige sehr seltene Fälle sind jedoch so schwerwiegend, dass eine chirurgische Entfernung in Betracht gezogen werden muss. Zu diesen Fällen gehören solche mit ausgedehnten Partikeln oder Trümmerwolken im Glaskörperraum, die sich in die Sicht hinein- und wieder herausbewegen. Diese Patienten und Patientinnen klagen über das Gefühl, dass sie nicht mehr ununterbrochen lesen können, oder dass sich die Wolke beim Autofahren vor ihre Sicht bewegt und sie aus Angst vor einem Unfall nicht mehr fahrtauglich sind.

Bei der sogenannten Vitrektomie kann ein ambulanter Eingriff mit örtlicher Betäubung durchgeführt Bei der sogenannten Vitrektomie kann ein ambulanter Eingriff mit örtlicher Betäubung durchgeführt werden, um Trübungen und Glaskörpertrümmer zu entfernen. Bei diesem Eingriff wird fast der gesamte Glaskörper entfernt und damit auch fast alle Glaskörpertrübungen. Zu den mit der Vitrektomie verbundenen Risiken gehören unter anderem die Bildung von Katarakten, Netzhautrissen und -ablösungen, Makulaforamen und Makulaödemen. Es besteht ein geringes Risiko eines Sehkraftverlusts.

Netzhautrisse und Netzhautablösung

Manchmal reissen die Fasern des Glaskörpers ein Loch in die Netzhaut, wenn sie sich ablösen. Wenn Sie nicht schnell behandelt werden, kann dies zu einer Ablösung der Netzhaut führen. Eine Netzhautablösung stellt eine Notfallsituation dar, in der sich die Netzhaut am Augenhintergrund von ihrer normalen Position löst. Plötzliche Veränderungen wie etwa Augenflimmern und -blitzen sowie eine Verdunkelung des seitlichen Sehens sind Anzeichen dafür, dass dies geschehen kann. Sollten Sie solche Symptome bemerken, ist die sofortige Konsultation eines Arztes oder einer Ärztin unverzichtbar. Eine Netzhautablösung muss so schnell wie möglich behandelt werden, um Sehverlust zu vermeiden. Netzhautrisse können jedoch in den meisten Fällen mit einem Laser behandelt werden

Glaskörpertrübungen

Unter einer Glaskörpertrübung versteht man einen Prozess, bei dem der ursprünglich klare Glaskörper des Auges trüb wird. Die Glaskörpertrübungen verschwinden normalerweise nicht mehr von selbst.
Dabei kommt es zu einer Veränderung der Zusammensetzung und zu einer Schrumpfung der Glaskörpersubstanz. Während die Eiweißbestandteile und Fasern ursprünglich so fein und gleichmäßig verteilt sind, dass sie unsichtbar bleiben, führen diese Veränderungen dazu, dass sich die Eiweiße vom umgebenden Wasser trennen und zu lichtundurchlässigen Strukturen verklumpen. Diese Strukturen werden besonders vor hellen Hintergründen, wie beim Lesen oder beim Blick in den blauen Himmel oder auf Schnee, sichtbar. Häufig erscheinen sie als kleine Punkte oder Fäden, die wie „fliegende Mücken“ wahrgenommen werden. Dieser Effekt wird fachsprachlich als „Mouches volantes“ bezeichnet, ein Begriff aus dem Französischen. Die Trübungen können jedoch auch andere Formen annehmen, etwa ast- oder sternförmige Muster.

Fazit

Die Glaskörperabhebung ist eine natürliche altersbedingte Veränderung, die in den meisten Fällen harmlos ist, jedoch typische Symptome wie Lichtblitze, Trübungen und das Gefühl von schwebenden „Mücken“ beim Blick hervorruft. Diese Symptome entstehen durch die Bewegung des Glaskörpers und die dabei entstehenden Schatten auf der Netzhaut, die vor allem bei Augenbewegungen wahrgenommen werden.

In seltenen Fällen kann eine Glaskörperabhebung jedoch zu schwerwiegenden Komplikationen wie Netzhautrissen oder einer Netzhautablösung führen. Insbesondere bei Symptomen wie einem eingeschränkten Gesichtsfeld, Flimmern oder plötzlichen Veränderungen des Sehens ist eine sofortige ärztliche Untersuchung notwendig.

Für die Behandlung stehen je nach Schweregrad unterschiedliche Methoden zur Verfügung. Neben einer genauen Diagnose mittels erweiterten Augenuntersuchungen und Ultraschall kann in einigen Fällen ein Laser-Eingriff oder eine Vitrektomie notwendig sein, um die Sicht zu verbessern und die Risiken zu minimieren. Wichtig ist, die Symptome ernst zu nehmen und rechtzeitig augenärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um den Erhalt der Sehkraft zu gewährleisten.

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