Gerstenkorn (Hordeolum)

Kategorien: AugenliderkrankungenPublished On: 16. März 2022Von 8 min read

Dr. med. Richard Nagy

Ärztlicher Leiter, Facharzt für Augenheilkunde

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Inhaltsverzeichnis

gerstenkorn hagelkorn

Ein Gerstenkorn (Hordeolum) kann sowohl auf der Innen- als auch auf der Aussenseite eines Augenlids entstehen. Es handelt sich um eine durch Bakterien verursachte Entzündung und Schwellung. Betroffene klagen oft über Schmerzen und Schwellungen, die das Sehen beeinträchtigen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Definition und Ursache: Ein Gerstenkorn (Hordeolum) ist eine schmerzhafte, eitrige Entzündung der Drüsen am Augenlid, die meist durch Bakterien (Staphylokokken) verursacht wird.
  • Symptome: Typische Symptome sind Rötung, Schwellung und Schmerzen am Lidrand, oft mit einem sichtbaren Eiterpunkt.
  • Unterschied zum Hagelkorn: Im Gegensatz zum schmerzhaften, bakteriellen Gerstenkorn ist ein Hagelkorn eine schmerzlose, chronische Entzündung, die durch eine verstopfte Talgdrüse ohne Eiterbildung entsteht.
  • Ansteckung und Risikofaktoren: Das Gerstenkorn ist ansteckend und wird oft durch Schmierinfektion (z. B. über die Hände) übertragen. Risikofaktoren sind ein geschwächtes Immunsystem, mangelnde Hygiene, Stress und die Verwendung von Make-up oder Kontaktlinsen.
  • Behandlung: Meist heilt ein Gerstenkorn von allein. Trockene Wärme (z. B. Rotlicht) kann den Prozess unterstützen. Bei starken oder hartnäckigen Beschwerden kann ein Augenarzt antibiotische Salben oder einen kleinen chirurgischen Eingriff verordnen.

Was ist ein Gerstenkorn (Hordeolum)?

Bei einem Gerstenkorn handelt es sich um eine durch Bakterien hervorgerufene Entzündung, die mit einer Schwellung am Augenlid einhergeht. Es kann sowohl an der Innenseite des Lidrandes als auch direkt an der Lidkante oder im Bereich der Wimpern auftreten. Ursache hierfür sind Entzündungen der Talg- und Schweissdrüsen am Augenlid. Vor allem Bakterien, die als normale Hautkeime vorkommen, spielen dabei eine wesentliche Rolle.

Da die Augenlider wichtige Schutz- und Pflegefunktionen für das Auge übernehmen, ist ein Gerstenkorn meist mit einer Beeinträchtigung verbunden. Die Lider halten die Augen feucht, schützen vor Hitze, Kälte und starkem Lichteinfall und sorgen dafür, dass Fremdkörper wie Staubpartikel rasch abgewehrt werden, indem sich die Lider reflexartig schliessen.

Was sind die Unterschiede zu einem Hagelkorn?

Wenngleich sowohl ein Gerstenkorn als auch ein Hagelkorn als Schwellung am Augenlid in Erscheinung treten, gibt es klare Unterscheidungsmerkmale.

Der grundlegendste Unterschied ist die Ursache. Bei einem Gerstenkorn handelt es sich um eine akute, bakterielle Infektion einer Lidranddrüse, die mit der Bildung von Eiter einhergeht. Ein Hagelkorn hingegen ist die Folge einer verstopften Talgdrüse. Hierbei staut sich Sekret an, was zu einer chronischen, nicht-eitrigen Entzündung führt.

Aus dieser unterschiedlichen Entstehung ergibt sich auch das zweite Hauptmerkmal: der Schmerz. Während ein Gerstenkorn als schmerzhaft empfunden wird, verursacht ein Hagelkorn üblicherweise keine Schmerzen.

Ursachen: Wie entsteht ein Gerstenkorn?

Ein Gerstenkorn entsteht durch eine Entzündung am Augenlid, die in den meisten Fällen an der Aussenseite auftritt. Sind jedoch die Meibom-Drüsen betroffen, entwickelt sich ein inneres Gerstenkorn – diese Entzündung liegt tiefer im Lid.

Die Ursache sind Bakterien. Gelangen diese durch Reiben mit den Händen an das Auge, kann sich die Entzündung ausbreiten. Daher können sowohl Erwachsene als auch Kinder ein Gerstenkorn entwickeln, wobei Kinder häufiger betroffen sind. 

Folgende Faktoren können zudem das Risiko für ein Gestenkorn erhöhen:

  • Make-up: Kann die Drüsen verkleben.
  • Kontaktlinsenträger: Beim Einsetzen der Linsen können Bakterien ins Auge gelangen.
  • Geschwächtes Immunsystem: Zum Beispiel durch Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder durch Verhaltensweisen, die das Immunsystem schwächen können, wie Stress, Hormonschwankungen, Schlafmangel oder eine ungesunde Ernährung.

Da es sich bei einem Gerstenkorn um eine bakterielle Entzündung handelt, kann es in manchen Fällen auch durch Schmierinfektionen übertragen werden. Um das Risiko einer Ansteckung zu minimieren, ist auf sorgfältige Hygiene zu achten – insbesondere sollten Türklinken regelmässig gereinigt und die Hände gründlich gewaschen werden.

dr. med. gabriele valaisaite

Lassen Sie uns sprechen

Sie haben ein Gersten- oder Hagelkorn und möchten es behandeln lassen? Dann zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Wir untersuchen Sie gerne in unserer Praxis in Chur.

Wie ansteckend ist ein Gerstenkorn und wie kann eine Ansteckung vermieden werden?

Ein Gerstenkorn ist eine ansteckende Infektion, die oft durch Staphylokokken-Bakterien verursacht wird. Die Bakterien können leicht über die Hände verbreitet werden, entweder auf andere Menschen oder auf das andere Auge.

Um eine Übertragung zu vermeiden, sollten Sie diese Punkte beachten:

  • Vermeiden Sie Berührung: Berühren Sie das betroffene Augenlid so wenig wie möglich, vor allem nicht mit ungewaschenen Händen.
  • Teilen Sie keine Hygieneartikel: Benutzen Sie Handtücher, Waschlappen oder Augenpflegeprodukte nicht gemeinsam mit anderen.
  • Achten Sie auf Hygiene: Waschen Sie Ihre Hände nach jedem Kontakt mit dem Auge gründlich mit Wasser und Seife.
  • Kontaktlinsenpflege: Wenn Sie Kontaktlinsen tragen, ist eine sorgfältige Reinigung und das Einhalten der Pflegeanweisungen besonders wichtig.

Das Risiko für ein Gerstenkorn lässt sich deutlich senken durch gute Lidrandpflege und regelmäßiges Händewaschen

Symptome: Wie kann ein Gerstenkorn erkannt werden?

Ein Gerstenkorn geht zunächst mit einer Rötung, Berührungsempfindlichkeit und Schmerzen am Lidrand einher. Das äussere Gerstenkorn ist zu Beginn ein kleiner geröteter Knoten am äusseren Lidrand. Allerdings können daraus bereits Schmerzen entstehen. Wenn sich der Knoten mit Eiter füllt, entsteht zusätzlich ein Spannungsgefühl, welches als äusserst unangenehm wahrgenommen wird. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass das Gerstenkorn so sehr anschwillt, dass das Auge kaum mehr erkennbar ist.

Ein inneres Gerstenkorn geht in der Regel mit stärkeren Beschwerden einher als ein äusseres. Typisch sind Schmerzen, Rötungen und Schwellungen, die sich meist im Inneren des Augenlids zeigen. In manchen Fällen kann die Entzündung ausgeprägter verlaufen – begleitet von allgemeinem Krankheitsgefühl, Fieber oder sogar Schüttelfrost.

Gerstenkorn: Krankheitsgefühl und Kopfschmerzen

Obwohl ein Gerstenkorn in der Regel eine lokale bakterielle Infektion der Lidranddrüsen ist, die meist von selbst wieder abheilt, kann die Entzündungsreaktion des Körpers manchmal über das Auge hinaus spürbar sein. Ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl, ähnlich wie bei einer leichten Erkältung, kann auftreten, beispielsweise wenn das Gerstenkorn sehr groß ist oder der Körper durch andere Faktoren bereits geschwächt ist. Betroffene fühlen sich dann oft schlapp und unwohl.

Kopfschmerzen können ebenfalls als Begleiterscheinung eines Gerstenkorns auftreten. Diese sind meist auf die starke Schwellung und die Entzündung am Auge zurückzuführen. Der Schmerz kann von der betroffenen Augenpartie in den Kopf ausstrahlen. Auch die ständige Anspannung und das Zukneifen des Auges, um den Schmerz zu lindern, können zu Verspannungskopfschmerzen führen.

Wenn mit einem Gerstenkorn weitere Symptome einhergehen, wie Kopfschmerzen, geschwollene Lymphknoten oder ein allgemeines Krankheitsgefühl, sollte stets ein Augenarzt konsultiert werden. Dann besteht die Gefahr, dass das Gerstenkorn nicht nur eine harmlose, lokale Infektion ist, sondern dass sich die Bakterien möglicherweise ausbreiten.

Wie lange bleibt ein Gerstenkorn?

Für gewöhnlich platzten Gerstenkörner nach einiger Zeit von selbst auf, dabei tritt der Eiter aus und die Entzündung heilt ab. Somit verläuft die Entzündung in der Regel harmlos. Allerdings kann die Entzündung auch auf Bindehaut und Augenhöhle übergehen.

Wie erfolgt die Diagnose bei einem Augenarzt?

Ein Gerstenkorn hat charakteristische Anzeichen, welche insgesamt für einen Augenarzt leicht zu erkennen sind. Es empfiehlt sich immer, einen Augenarzt aufzusuchen und die Symptome abzuklären. Das gilt vor allem dann, wenn sich die Entzündung ausbreitet oder die Beschwerden zunehmen.

Wenn sich die Lidinnenseite entzündet, sind die Anzeichen oft nicht eindeutig. Meist beginnt der Verlauf mit einer schmerzhaften Schwellung des Lids. Erst durch die genaue Untersuchung des betroffenen Lids kann der Augenarzt die Ursache der Entzündung feststellen und gegebenenfalls eine gezielte Therapie einleiten.

Kommt es im Zusammenhang mit einem Gerstenkorn zusätzlich zu einer Bindehautentzündung, sind weiterführende augenärztliche Untersuchungen und eine gezielte Behandlung zwingend erforderlich. Tritt ein Gerstenkorn häufiger auf, sollte unbedingt die Ursache abgeklärt werden. Dahinter können systemische Erkrankungen wie ein nicht erkannter Diabetes mellitus oder eine Schwächung des Immunsystems stehen.

Wie wird ein Gerstenkorn behandelt?

Ein Gerstenkorn ist in den meisten Fällen unbedenklich und heilt häufig von selbst wieder ab. Bestimmte Maßnahmen können den Heilungsprozess unterstützen und beschleunigen. Sollte die Schwellung jedoch nicht von allein zurückgehen, kann ein kleiner chirurgischer Eingriff durch einen Arzt in Betracht gezogen werden, um sie zu entfernen.

Behandlung durch einen Augenarzt

Bei hartnäckigen oder sich verschlimmernden Entzündungen ist eine augenärztliche Untersuchung anzuraten. Um die verantwortlichen Bakterien zu bekämpfen und eine weitere Ausbreitung der Infektion zu verhindern, verschreiben Augenärzte oft antibiotikahaltige Salben oder Augentropfen. Insbesondere bei einem inneren Gerstenkorn, das sich in Richtung Bindehaut oder Augenhöhle ausbreiten kann, ist Vorsicht geboten. Hier kann eine Behandlung mit Antibiotika in Tablettenform erforderlich sein. Öffnet sich das Gerstenkorn nicht von selbst, kann der Augenarzt es mit einem kleinen Eingriff öffnen, damit der Eiter abfließen kann.

Hausmittel

Die Wirksamkeit von Hausmitteln bei einem Gerstenkorn ist wissenschaftlich nicht eindeutig belegt. Dennoch können einige Methoden ausprobiert werden, um die Heilung zu fördern.

  • Trockene Wärme: Mediziner sehen die Anwendung von trockener Wärme als eine geeignete Maßnahme an. Hierfür kann eine Rotlichtlampe genutzt werden. Bestrahlen Sie das geschlossene Augenlid aus einem Abstand von etwa 50 Zentimetern für höchstens fünf Minuten.
  • Lidrandmassage: Eine sanfte Massage des Lidrandes kann ebenfalls hilfreich sein. Sie kann dazu beitragen, verstopfte Drüsen zu öffnen und den Abfluss von Sekret zu erleichtern.

Von feuchtwarmen Umschlägen raten wir ab, da diese die Verbreitung von Bakterien begünstigen können. Versuchen Sie außerdem unter keinen Umständen, das Gerstenkorn selbst auszudrücken.

Quellen

  • Nika Bagheri, Brynn N. Wajda: The Wills Eye Manual, 7th edition, Seite 96-97.
  • Brad Bowling: KANSKIs Klinische Ophthalmologie, 8. Auflage, Seite 31.
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